Mordfall Lucile

“Beklemmendes Gefühl und Angst sind endlich weg”

Tirol
06.06.2017 11:30

Die Ungewissheit ist endlich vorbei. Sie haben ihn! Fast dreieinhalb Jahre nach dem grausamen Mord an der französischen Studentin Lucile Klobut (20) in Kufstein wurde am Freitag in Deutschland ein Tatverdächtiger gefasst. Es war eine kriminalistische Meisterleistung, die zur Verhaftung des 40-jährigen Lkw-Fahrers aus Rumänien führte. In Kufstein atmen nun alle auf.

Stürmischer Applaus brandete am Samstag kurz nach 16 Uhr in der voll besetzten Stadthalle von Endingen auf. Unzählige Bürger der Kleinstadt in der Nähe von Freiburg konnten ihre Emotionen nicht mehr zurückhalten, nachdem kurz zuvor Kriminalisten aus Baden-Württemberg gemeinsam mit Tirols LKA-Chef Walter Pupp die Frohbotschaft verkündeten. "Die Morde an Austauschstudentin Lucile Klobut in Kufstein und an Carolin Gruber aus Endingen scheinen geklärt. Der mutmaßliche Mörder, ein 40-jähriger Lkw-Fahrer aus Rumänien, sitzt seit Samstag Vormittag in U-Haft." Manchem Bürger aus Endingen kullerten sogar Tränen über die Wange.

"Hoffnung nie aufgegeben"

Der Applaus für die Beamten ist mehr als gerechtfertigt. Es war wahrlich eine kriminalistische Meisterleistung, den so genannten Sonntags-Killer fast dreieinhalb Jahre nach der brutalen Bluttat in Kufstein doch noch zu überführen. "Es gab nur wenige Anhaltspunkte und eine schlechte Spurenlage", erklärte Pupp immer wieder. Doch die Hoffnung wurde nie aufgegeben.

Nachdem Spezialtaucher der Polizei im Inn die Tatwaffe, eine Hubstange aus einem Lkw, sicherstellen konnten, kam der Verdacht auf, dass es sich beim Mörder um einen Fernfahrer handeln könnte. Jahrelang wurde akribisch ermittelt. Kriminaltechniker haben in den Laboren Tausende Spuren ausgewertet, ähnliche Fälle in halb Europa wurden untersucht und nicht weniger als 50.000 Lkw-Mautdaten wurden gesichtet. "Wir konnte die Hubstange einem speziellen Lkw-Modell zuordnen. Dann haben wir entsprechende Speditionen angeschrieben und am vergangenen Mittwoch einen konkreten Hinweis erhalten", schilderte Richard Kerber, Leiter der eingerichteten Sonderkommision "Erle". Nach ersten Indizien - das Privatauto des Rumänen wurde kurz vor dem Mord in Endingen gesehen und sein Handy war zum Tatzeitpunkt am Tatort eingeloggt - dann die Gewissheit: Der Speicheltest ergab einen Volltreffer. Die Spur 4334 führte endlich zum Erfolg.

Erleichterung in Kufstein

Die Erleichterung ist selbstverständlich auch in Kufstein riesig. Der grausame Mord und die Ungewissheit, ob der perverse Täter jemals gefasst wird, schwebte jahrelang wie eine dunkle Wolke über der Festungsstadt und brachte Verunsicherung sowie Angst in den Ort. "Ich bin so froh darüber, dass die Polizei diesen grausamen Verbrecher nun endlich geschnappt hat. Meine Freundinnen und ich hatten in den vergangenen Jahren schon oft ein beklemmendes Gefühl in der Nacht und gingen nur mehr gemeinsam wohin. Diese Beklemmung ist jetzt verschwunden", ist die Kufsteinerin Tina Kameri, die gleich alt wie Lucile ist, froh.

Auch Kufsteins BM Martin Krumschnabel und Stadtpolizeikommandant Hartwig Bamberger atmen auf. "Wir haben in der Stadt seit damals viel verändert. Die Polizei wurde etwa personell aufgestockt, Abendtaxis mit Gutscheinen wurden eingeführt und unzählige Taschenalarme verkauft. Allen in Kufstein ist eine Last von den Schultern gefallen."

Samuel Thurner und Hubert Berger, Kronen Zeitung

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