Zweijähriger getötet

Schreie der Mutter hallten durch ganze Gemeinde

Oberösterreich
17.04.2017 19:22

Es war der Blick in den Himmel, der Mohammad am Karsamstag das Leben gekostet hat. Der zweijährige Bub aus Afghanistan wurde - wie von der "Krone" berichtet - nur wenige Meter von der Flüchtlingsunterkunft der Eltern in Vorderweißenbach von einem rückwärts fahrenden Kleinbus überrollt. Die verzweifelten Warnrufe seiner Schwester Narges blieben erfolglos, Mohammad war nicht zu retten. Zurück bleiben eine traumatisierte Familie und ein fassungsloser Ort.

Ein Foto an der Unfallstelle erinnert an den quirligen Flüchtlingsbuben, der auch schon manchen Vorderweißenbachern ans Herz gewachsen war. Kerzen, Blumen und ein Teddybär wurden abgelegt. "Wir trauern um dich und sagen dir, dass du uns liebgeworden warst", steht auf einem Papierherz. Die Trauer um den kleinen Mohammad hat auch den Ostergottesdienst getrübt. "Es ist wie ein zweiter Karfreitag", versuchte ein Vorbeter in der Pfarrkirche den Schmerz und das Entsetzen vieler Anwesender in Worte zu fassen. Viele hatten feuchte Augen, ihr Mitgefühl galt aber auch dem 29-jährigen Stefan K., der den Kleinbus gelenkt hatte.

Nachbar (67) erlitt Herzstillstand
Der Elektrotechniker hatte ehrenamtlich bei Sanierungsarbeiten am Tennisplatz mitgeholfen, um 17.55 Uhr wollte er von der Baustelle heimfahren. Zum gleichen Zeitpunkt gingen auch Narges (12) und Mohammad vom Spielplatz in Richtung Flüchtlingshaus. Am Straßenrand neben dem Tennisplatz legte sich der Kleine plötzlich auf den Rücken. Er wolle sich den Himmel anschauen, sagte er zur Schwester, weigerte sich dann aufzustehen und hörte nicht auf ihre Warnrufe. Das rückwärts ausparkende Fahrzeug überrollte den Kleinen im Bauch- und Beckenbereich. K. spürte einen "Rumpler", stieg aus und sah die Tragödie. Während er den Notruf wählte, begannen zwei seiner Kameraden mit der Reanimation des Buben. Zwei Ärzte aus der Umgebung, Rot-Kreuz-Helfer aus Bad Leonfelden und ein Notarzt aus Zwettl/Rodl  kämpften rund eine Dreiviertelstunde lang um sein Leben. Ein Rettungsheli flog ihn nach Linz, wo Mohammad aber um 19.05 Uhr starb.

Mutter zusammengebrochen
Der Zweijährige, seine drei Schwestern und die Eltern leben seit Dezember 2015 in Vorderweißenbach, wurden hier herzlich aufgenommen und gut integriert. Als Mohammads Mutter vom Unfall erfuhr, erlitt sie einen Zusammenbruch. "Ihre Verzweiflungsschreie hat man bis ins Ortszentrum gehört", sagt eine Ohrenzeugin. Auch für den 67-jährigen Nachbarn Hermann M. war die Aufregung zu viel: Er erlitt einen Herzstillstand, musste ins Spital nach Linz geflogen werden.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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