40 Totenköpfe

Der Tod ist hier für jedermann sichtbar

Tirol
13.04.2017 15:09

Wohl einzigartig in Tirol dürfte eine Nische auf dem Friedhof in Schwendt im Unterland sein, in der sich an die 40 Totenköpfe - zum Teil auch beschriftet - befinden. "Sie sind ein sichtbarer Ausdruck des Todes und der irdischen Vergänglichkeit", sagt dazu Pfarrer Rupert Toferer aus Kössen.

Die erste Kirche im Ort wurde bereits im 13. Jahrhundert erbaut. Die heute spätgotische Kirche St. Ägidius stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert, 1749 wurde die barocke Sakristei errichtet. Das ist vermutlich auch jenes Jahr, in dem die Nische mit den Totenköpfen geschaffen wurde. Mesnerin Hedwig Sojer hat für die "Krone" alle nur erdenklichen Archive durchwühlt und dabei herausgefunden, dass "nebst angehängtem Toten-Sakra auch eine Toten-Baar" errichtet wurde.

In einem Buch, das 1956 erschienen ist, hat sich der Pfarrer von Going, DDr. Matthias Mayer, auf Spurensuche begeben - auch er beschreibt darin eine "Toten-Sakra". Spekuliert wird schon seit jeher, dass es auf dem Friedhof zu wenig Platz für Gräber gegeben habe und deshalb nur die Totenköpfe bestattet wurden. Sojer erinnert sich an Grabungen rund um die Kirche im Jahr 2012, bei der viele menschliche Knochen, jedoch keine menschlichen Schädel gefunden worden sind. "Das alles deutet tatsächlich auf Platzmangel hin. Die allererste Kirche aus dem 13. Jahrhundert hatte nur eine Innenfläche von 32 Quadratmeter, rundherum dürfte auch nicht viel Platz gewesen sein. Zudem steht die Kirche auf einem Feuchtgebiet, was uns auch heute noch viele Sorgen bereitet und immer wieder teure Renovierungsarbeiten notwendig macht ", weiß Sojer. Die Kirche in Schwendt ist dem Heiligen Ägidius geweiht, dem zu Ehren Gotteshäuser häufig in sumpfigen und waldreichen Regionen erbaut worden sind.

Am Karfreitag treffen sich die Gläubigen der rund 850-Einwohner-Gemeinde um 15 Uhr zum Kreuzweg in der Kirche. Um 19 Uhr ist dann Karfreitagsliturgie in der Pfarrkirche.

Günther Krauthackl, Kronen Zeitung

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