Mateschitz-Aussagen

Meinung des Bullen ist Thema Nr 1. in Salzburg

Salzburg
11.04.2017 07:36

"Es ist alles gesagt! Wir freuen uns über viele zustimmende Reaktionen!" Auf das Wesentliche beschränkt, cool und sachlich, reagierte die Red Bull-Zentrale auf die Anfrage der "Krone": Es ging um die veröffentlichte Meinung von Dietrich Mateschitz zu den brennenden Fragen Österreichs. Seine Ansichten sind Thema Nr. 1.

Noch nie hat ein in der ganzen Welt bekannter und wirtschaftlich erfolgreicher Österreicher so beinhart mit der Politik in diesem Land abgerechnet, wie es Dkfm. Dietrich Mateschitz in einem autorisierten Interview in der steirischen "Kleine Zeitung" tat, das Hubert Patterer und Gerhard Nöhrer auf einer Alm führten. Die "Krone" berichtete bereits, welche Aussagen besonders scharfen Widerspruch fanden, nämlich die Asyl-Problematik oder wie der Bulle (Haus-interne Bezeichnung des Red Bull-Chefs) es ausdrückt: Die Auswanderungswelle.

Mateschitz wörtlich: "Das unverzeihliche Ausmaß der politischen Fehleinschätzungen bei der Nichtbewältigung der Flüchtlingswelle, oder besser gesagt, der Auswanderungswelle" störe ihn konkret. Man habe die Grenzen unkontrolliert offen gelassen, man habe aus Angst und politischer Opportunität entschieden. "Würde man in einem Unternehmen Fehlentscheidungen dieser Tragweite treffen, wäre man in Kürze pleite." Mateschitz meinte, man müsse blind und taub gewesen sein, um nicht zu sehen, was da auf uns zukomme. Es dürfe niemand an einer Destabilisierung Europas Interesse haben. Wenn einer der höchsten Beamten in Brüssel sage, dass Staaten mit Monokulturen von der Landkarte ausradiert gehören, dann mache hoffentlich nicht nur er sich Sorgen. Mateschitz: "Der Großteil der Menschen entsprach nicht der Definition des Flüchtlings, jedenfalls nicht der der Genfer Konvention."

Besondere Kritik gab es von den Salzburger Flüchtlingshelfern zu folgender Aussage: "Ich rede über Scheinheiligkeiten. Ich rede darüber, dass keiner von denen, die ,Willkommen’ oder ,Wir schaffen das’ gerufen haben, sein Gästezimmer frei gemacht oder in seinem Garten ein Zelt stehen hat, in dem fünf Auswanderer wohnen können. Oder über die Grüne, die sich mit der Limousine mit dem zusammenklappbaren Fahrrad hinter das Parlament fahren lässt, dort aussteigt und die letzten Meter zum Hohen Haus radelt." Anna Schiester, Sprecherin der Grünen in Salzburg zur "Krone": "Wir alle arbeiten in unserer Freizeit hart daran mit, dass die wichtige Integration gelingt. Herr Mateschitz hat viel für Salzburg geleistet, in unserem Offenen Brief (er wurde von zahlreichen Flüchtlingshelfern, darunter auch Doraja Eberle unterzeichnet) geht es darum zu zeigen, dass es Menschen gibt, die sehr viel für ein gelingendes Zusammenleben unserer Gesellschaft leisten."

Anders hingegen die freiheitliche Parteichefin von Salzburg, Marlene Svazek: "Dietrich Mateschitz besticht aufgrund seiner unternehmerischen Leistung, seines sozialen Engagements und seiner medialen Zurückhaltung. Umso bemerkenswerter ist dieses Interview, in dem er zurecht nüchtern und mit einem notwendigen Abstand zu den Dingen ausspricht, was im Staate Österreich faul ist," ließ sie die "Krone" wissen.  Mateschitz kritisierte auch scharf die wirtschaftlichen Verhältnisse in Österreich: "Ich zahle selbstverständlich und nahezu gerne in Österreich Steuern. Wir gehören nicht zu den Unternehmen, die ein Dutzend Konstrukte zur Steuerersparnis nutzen. Wir haben in Österreich trotz einer der höchsten Besteuerungen unglaubliche Staatsschulden und vergrößern sie, anstatt sie zu verkleinern." Mateschitz, der sein Studium an der Universität mit dem Titel "Diplomkaufmann" abgeschlossen hat, sieht gewaltige Probleme auf den Alpenraum zukommen: "Es werden viele Hunderte Millionen von Menschen in einen für sie besseren Lebensraum wollen, wo es noch Trinkwasser gibt, eine intakte Natur und wo Menschenrechte gelten. Und das ist dann politisch nicht mehr regulierbar."

Neue Zahlen über Asylquartiere in Salzburg bekannt
Und einen Lieblingssatz formulierte Mateschitz in dem Interview mit dem Medium "Kleine Zeitung" diesmal so: "Unser eigentliches Verbrechen besteht darin, dass wir Erfolg haben!" Und: "Das Welteinkommen wird hier in Österreich versteuert. Umso kritischer solle man sich ansehen, wie mit den Steuern umgegangen wird." Zufällig wurden am Montag von der Landesregierung neue Zahlen über den Stand der Asylquartiere in Salzburg bekannt, welche die harte Kritik von Dietrich Mateschitz verständlich erscheinen lassen: 25.000 Euro im Monat kostet ein leeres Quartier für 120 Leute im Lammertal. Im früheren Hotel Kobenzl auf dem Gaisberg, das vom Innenministerium angemietet wurde, sind von 160 Plätzen nur 30 belegt. Die Landesregierung muss ein neues Gesetz beschließen, damit die ohne Genehmigung errichteten Asyl-Quartiere aus Holz an der Alpenstraße bestehen bleiben können. Die Quartiere in Thalgau und Kasern kosten 45.000 Euro im Monat.

Analyse: Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung

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