Kranke bangen um Job

Drohung an Salzburgs O-Buslenker

Salzburg
07.04.2017 11:00

Sie sind bei Wind und Wetter unterwegs und auf Salzburgs Straßen ist das wahrlich nicht immer ein Zuckerschlecken: Die 270 Busfahrer der Salzburg AG leisten täglich eine hervorragende Arbeit, aber hinter den Kulissen rumort es schon länger.

Seit einigen Jahren gibt es intern nämlich Kritik am teilweise wenig zimperlichen Umgang des Unternehmens mit längeren Krankenständen. Im Fokus stehen Briefe, deren Tonalität nicht nur bei den Betroffenen für Empörung sorgt. "Mir ist dieses Problem zwar bekannt, aber dass die Schreiben teilweise doch in solch einer Schärfe verfasst worden sind, das ist auch mir neu", zeigte sich der zuständige Landessekretär der Gewerkschaft vida, Kajetan Uriach, über die Formulierungen baff erstaunt. Im Betreff eines der Briefe, die der "Krone" zugespielt worden sind, heißt es: "Überdurchschnittliches Arbeitsunfähigkeitsausmaß; Vorladung Bahnarzt; Androhung Auflösung Dienstverhältnis." Auch der weitere Inhalt ist wenig dezent (siehe Faksi). So steht dort geschrieben, dass "eine Fortführung dieses unerfreulichen Zustandes" nicht weiter geduldet wird, sonst muss mit einer Beendigung der Zusammenarbeit gerechnet werden. Der betroffene Mitarbeiter möge sich außerdem einer medizinischen Einschätzung der Diensttauglichkeit unterziehen.

Ist sowas rechtlich überhaupt zulässig? Laut den älteren Dienstverträgen, die noch im Umlauf sind, in der Tat. Insgesamt gibt es bei der Salzburg AG nämlich verschiedene Dienstverträge für die Bus-Lenker, die grob in ältere und neuere unterteilt werden können. Bei den älteren, die noch mit besseren Konditionen ausgestattet sind, gibt es einen entsprechenden Passus, der eine Auflösung aufgrund mehrmonatigen Krankenstandes ermöglicht. Wenn der Mitarbeiter genesen ist, kann er wieder angestellt werden - allerdings zu den "schlankeren" Bedingungen der neuen Verträge. Ein O-Bus-Fahrer zur "Krone", der anonym bleiben möchte: "Das erzeugt natürlich Druck gerade auf ältere Kollegen."

Reihe von Maßnahmen werden eingeleitet
Die Briefe waren auch schon Thema in einer Aufsichtsratssitzung der Salzburg AG. Dort verweist man auf Rückfrage der "Krone" auf die wichtige Stellung der betrieblichen Gesundheitsvorsorge. Wenn sich Krankenfälle allerdings häufen, werden eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, wie etwa Gespräche, die bis zu drei Jahre dauern können. Erst dann sei eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein Thema. "Von insgesamt 700 Personen hatten in den letzten 10 Jahren 37 eine überdurchschnittliche Anzahl an Krankenstandstagen", heißt es aus dem Unternehmen. Die Causa bekommt jetzt auch eine politische Dimension. Die FPÖ fordert von der Landesregierung Aufklärung: "Es kann nicht sein, dass ein Arbeitgeber seine Angestellten unter Druck setzt wie im 19. Jahrhundert", zeigt sich FPÖ-Chefin Marlene Svazek empört.

Anna Dobler, Kronen Zeitung

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