Die zweite Gleinalmtunnel-Röhre ist baulich bis auf einige Kleinigkeiten fertig, jetzt beginnen umfangreiche Tests. Im Juli heißt es endgültig freie Fahrt für den Verkehr. Die "Steirerkrone" hat den Zwilling von Österreichs drittlängstem Straßentunnel besucht und gemerkt: Das Licht am Ende des Tunnels ist längst zu sehen.
Aufgeregte Familien auf dem Weg zum Strandurlaub, routinierte Pendler, Fernfahrer, die bereits durch halb Europa unterwegs waren: Würde man die Geschichten der Menschen, die durch den Gleinalmtunnel auf der A 9 fahren, hören, hätte man einen spannenden Querschnitt durch die Gesellschaft. Doch die Menge der Infos wäre nicht fassbar: Bis zu 35.000 Fahrzeuge (!) durchqueren pro Tag die mehr als acht Kilometer lange, dunkle, beinahe schon 40 Jahre alte Röhre mit Gegenverkehr. Viele Menschen sind froh, wenn sie der Berg wieder ausspuckt.
Nur wenige Meter weiter östlich ist es deutlich heller, freundlicher und (noch) ruhiger. Die zweite Röhre ist so gut wie fertig, für manche Vielfahrer mag es wie ein Märchen klingen. Gebaut im klassischen Sinne wird schon seit einiger Zeit nicht mehr, aber an allen Ecken und Enden sind noch Arbeiter beschäftigt. "Es sind sehr viele Kleinigkeiten zu erledigen", sagt Asfinag-Projektleiter Herwig Moser, als er mit seinem Auto auf dem frischen Straßenbelag dahingleitet. Der Kabelkanal wird dieser Tage zugedeckt, Elektrotechnik, Funk und Lüftung sind beispielsweise noch zu finalisieren.
Sportlicher Zeitplan von Anfang an
Der Zeitplan ist "sportlich", sagt Moser - aber das war er von Anfang an. 2010 begannen die Planungen für das Riesen-Projekt, das am Ende 172 Millionen Euro kosten wird. Seit September 2013 wird vor Ort gearbeitet. Der Tunnelvortrieb war in nur 13 Monaten erledigt, gehackelt wurde rund um die Uhr. "Die Burschen waren sehr stolz", sagt Moser, der von den eingeschworenen Arbeiterteams schwärmt.
Wir halten und gehen in den "ersten Stock": Hier sind zwei große Maschinen untergebracht, die im Notfall den Rauch ansaugen und mehrere hundert Meter durch den Berg nach oben blasen. Das System ist bewährt, das hat nicht zuletzt der schwere Unfall in der Nebenröhre im vergangenen Sommer gezeigt. Ohnehin ist Sicherheit ein riesengroßes Thema, laut Moser ist alles auf dem modernsten Stand der Technik.
Die heiße Testphase beginnt
In dieser Woche beginnt nun die heiße Phase der Inbetriebnahme. Getestet werden etwa alle Notrufnischen und gut 60.000 Datenpunkte, für Juni ist ein großer Brandversuch geplant. Gibt es grünes Licht, wird um den 20. Juli eröffnet. Ohne Gegenverkehr bleibt es aber nur kurze Zeit: Mit Schulbeginn wird nämlich die alte Röhre gesperrt und zwei Jahre lang um gut 88 Millionen Euro von Grund auf modernisiert. Moser ist abermals der Projektleiter. Und der Zeitplan? Der ist wieder "sehr sportlich"…
Jakob Traby, Kronen Zeitung
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