WB-Boss Franz Hörl:

"Manche verwechseln klare Worte mit Poltern"

Tirol
06.03.2017 10:40

Dass der Wirtschaftsbund (WB) wieder eine fixe politische Größe in diesem Land ist, hat er mit seinem politischen Aschermittwoch in Telfs einmal mehr bewiesen. Dabei sparte WB-Obmann Franz Hörl auch nicht mit kritischen Worten. "Krone"-Politik-Redakteur Markus Gassler fragte nach.

Krone: Sie haben am Aschermittwoch gefordert, Leistung müsse sich wieder lohnen und dabei auch an aktuellen, gesetzlichen Regeln massiv Kritik geübt. Woran haben Sie konkret gedacht?

WB-Obmann Franz Hörl: Kein Mensch zweifelt an der Notwendigkeit, unsere Mitarbeiter zu schützen und vor Auswüchsen zu bewahren. Wer gute, motivierte Mitarbeiter haben will, der muss für gerechte Entlohnung und perfekte Arbeitsbedingungen sorgen. Wenn allerdings arbeitswillige, fleißige und motivierte Menschen davon abgehalten werden, Leistung zu erbringen, dann stimmt was nicht!

Wer oder was hält die Menschen vom Arbeiten ab?

Nun, da gibt es einerseits das Arbeitszeitruhegesetz und andererseits auch die Bestimmungen, was die Grund- und Mindestsicherung angeht.

Was genau ist am Arbeitszeitgesetz zu kritisieren?

Dass Menschen, die zu bestimmten Zeiten eben mehr arbeiten möchten, um zu anderen Zeiten Freizeit zu genießen, dies nicht mehr dürfen! Es ist zu kritisieren, dass industrielastige Gewerkschafter aus dem Osten eine Regelung über ganz Österreich drüber gestülpt haben. Wenn ein Mitarbeiter früher als Pistenraupen-Fahrer im Winter fleißig war, dann hat er einerseits stattlich verdienen können und zum anderen nach der Saison seinen Zeitausgleich genießen dürfen. Ähnliches gilt für das Gastgewerbe und viele andere saisonale Wirtschaftszweige.

Warum nicht Jahresbetriebe statt Saisongeschäft?

Das Märchen vom Hotelier, der in vier Wintermonaten soviel verdient, dass er den Rest des Jahres in der Südsee verbringt, ist eben ein Märchen. Wer glaubt, wir hätten uns im Tourismus das Saisongeschäft ausgesucht, der irrt. Es ist nun mal so, dass wir in Tirol zwei Saisonen haben. Ich kann ihnen sagen, es macht beileibe keinen Spaß, vor jeder Saison wieder das Personal zu suchen da hätten wir alle viel lieber Jahresbetriebe!

Würden Sie die Mindest- und Grundsicherung ändern? Und wenn ja, wie?

Uns geht es darum, jene aus der sozialen Hängematte heraus in Beschäftigung zu holen, die man mit überbordenden Leistungen nahezu zum Nichtstun nötigt. Weniger Arbeitslose heißt mehr Spielraum für die tatsächlichen Bedürftigen.

Sie haben auch die AK und deren Präsident - Stichwort sozialpolitischer Neandertaler - in Ihrer Rede kritisiert. Was ist Ihr Problem?

Es gab wieder einmal Attacken seitens der AK gegen uns. Die Hintergründe dieser Attacken kann ich mir nur im Fehlen eines anderen, eines echten Gegners für die Arbeiterkammer und in der daraus folgenden Alleinstellung erkennen. Es werden wohl die Strategen hinter Präsident Erwin Zangerl erkannt haben, dass man ein politisches Profil nur schärfen kann, wenn man sich mit einem starken Gegner anlegt. Er folgt damit einem Muster, das sein Vorgänger Fritz Dinkhauser schon leidlich zelebriert hat. Für mich ist diese Entwicklung schade, da ich Zangerl als kompetenten Gesprächspartner kenne und seinen Zug zum Tor schätze.

Was halten Sie denn von der Gewerkschaft?

Dazu komme ich nun. Die Stellung der Gewerkschaft ist ein weiterer Faktor, warum die Strategen der AK derart aggressiv unterwegs sind. Die Gewerkschaft in Tirol ist nämlich im vorigen Jahrhundert stecken geblieben und vertritt überkommene Ideologien. Man sieht, dass die Gewerkschaft, wie auch große Teile der Sozialdemokratie, für Industrieländer bzw. Industrieregionen aufgestellt sind und die Verhaltensmuster, die vielleicht im Osten funktionieren, auch bei uns an den Tag legen. Dabei übersehen sie, dass sie schön langsam nur noch aus Funktionären bestehen und ihnen die Mitglieder entschwinden! Da bleibt nur noch die AK als Vertretungskörper der können die Mitglieder bekanntlich ja nicht abhanden kommen... (lacht)

Wie würden Sie das Miteinander zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Land Tirol beschreiben?

(Hörl überlegt kurz). Dazu nur ein Vergleich: Die Tiroler Unternehmer überweisen jährlich ein Summe von 14,33 Milliarden Euro an Löhnen an ihre Mitarbeiter. Dabei werden 99,96% dieser Zahlungen nicht beanstandet - lediglich in 0,04% gibt es Beanstandungen. Jetzt frage ich mich schon, ob dieses halbe Promille dazu ausreichen kann, einen Zwist zu provozieren? Ich für mich denke da ganz klar: Nein!

Themenwechsel: Sind die Grünen immer noch Ihre Lieblingsfeinde? Es gab ja einen unüberhörbaren Seitenhieb von Ihnen, dass sich die Grünen quasi aus der Regierung schleichen können, weil Sie ihre Mission erfüllt hätten.

Ich habe keine Lieblingsfeinde. Es gibt Menschen und Gruppierungen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Da gehören die Grünen eben dazu. Wobei ich mir die Unterscheidung erlaube zwischen den "Mair-Felipe-Steinzeit-Grünen" und jenen, in der Wirklichkeit angekommenen Grünen rund um Georg Willi.

Wie soll es in der WK Tirol weitergehen?

Der gewählte Präsident ist Dr. Jürgen Bodenseer. Er und sein Team werden zur rechten Zeit entscheiden, was zu tun ist!

Man hört auch von einer bevorstehenden Ablöse von WK-Vizepräsident Oswald Mayr ihm soll Manfred Pletzer in der Wirtschaftskammer Tirol nachfolgen. Ist das auch in Ihrem Interesse?

Der Wirtschaftsbund als "wahlwerbende Gruppe" in der Kammer steht ganz zu Vizepräsident Oswald Mayr. Er hat meine volle Unterstützung. Mit Gerüchten beschäftige ich mich nicht, solange sie lediglich Gerüchte sind!

Markus Gassler, Kronen Zeitung

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