Es war der Freitag vergangener Woche, als Mesut Erkul aus Wien-Brigittennau diese Schmerzen bekam. "Wir sind mit ihm dann sofort ins Krankenhaus gefahren", sagt seine Tochter Benan.
Ins Lorenz-Böhler, weil es fast schon um die Ecke ihrer Wohnung liegt. Die Familie muss dort den Anmeldezettel ausfüllen, ein bisschen warten, dann kommt der Arzt. "Er hat meinen Vater angesehen, den Puls gemessen und uns wieder weggeschickt", schildert die 27-Jährige. Man sei ein Unfallkrankenhaus, nicht für Menschen mit solcher Art Schmerzen, habe es geheißen. Und der Tipp des Doktors: "Draußen vor dem Spital stehen die Taxis."
Fahrt ins nächste Krankenhaus tödlich
Vater, Tochter und Sohn fahren also ins nächste Spital. In das Krankenhaus "Barmherzige Brüder". 20 Meter vor dem Eingang, nur eine Nebengasse entfernt, bricht der 51-Jährige zusammen. Er greift sich an die Brust, ist nicht mehr ansprechbar, liegt leblos auf der Straße. "Wir haben Panik bekommen, sind sofort zu dem Portier gelaufen", erklärt die Tochter weiter. Erst nach zehn Minuten sei eine Ärztin gekommen. Zu helfen war Mesut da nicht mehr. Er war längst tot.
Arzt verkannte Situation
"Dem Arzt ist der Patient gut vorgekommen", meint der stellvertretende Leiter des Lorenz-Böhler Spitals, Prof. Andreas Greslehner. "Er hat nicht erkannt, dass der Mann so schwer krank ist. Auch der Puls war normal." Seit drei Monaten ist der behandelnde Doktor im Haus, Donnerstag musste er zum Polizei-Verhör: Verdacht auf fahrlässige Tötung durch unterlassene Hilfeleistung.
Von Michael Pommer
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