Kolorierte Zeichnung

Wien-Plan mit Stadtmauer aus Jahr 1706 entdeckt

Wissenschaft
01.02.2017 16:29

Auch wenn es sich um ein eher kleines Exemplar handelt - als Begleiter für einen City-Rundgang eignet sich der am Mittwoch präsentierte Wien-Plan nur bedingt. Denn er stammt aus dem Jahr 1706. Exakt wird dort etwa die erst kurz zuvor fertiggestellte Stadtmauer dargestellt. Ein Unikat ist die wiederentdeckte Zeichnung, so heißt es, weil ein separater Index der Grundeigentümer dazugehört.

Die Darstellung der kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt wurde im Auftrag von Kaiser Josef I. erstellt, wie Kartensammler und Besitzer Stefaan Missinne bei der Vorstellung in der Bezirksvorstehung Innere Stadt erläuterte. Ausgeführt wurde die 58,8 x 53,3 Zentimeter große Reinzeichnung mit Feder und Aquarellfarben. Sie kann dem italienischen Oberstleutnant Leandro Anguissola di Piacenza und dem Hofmathematiker Giacommo de Marinoni zugeordnet werden.

Dargestellt sind in der Innenstadt 32 Kirchen bzw. Klöster, 15 Straßen, 25 Gassen, 34 Gässchen und elf Märkte. Auch die Basteien und Tore der Stadtbefestigung sowie der Hafen sind auf dem Plan zu finden. Teile der Vororte - etwa Leopoldstadt, Rossau, Spitelberg (sic) oder Leimgruben - sind ebenfalls abgebildet.

Der beliegende Index listet die Verwendung der Gebäude bzw. ihre Besitzer auf, wobei die Familiennamen zum Teil italienisiert wurden. Laut Missinne ist die Kombination Plan und Index aus dieser Zeit einzigartig. Ältere Versionen seien bisher nicht bekannt.

Index gibt Auskunft über bekannte Familien
Das Register gibt etwa darüber Auskunft, wo die Montecuculis, Coloredos, Furtanos oder Palfijs residierten. Auch die Besitztümer der Dietrichsteins, Strudels, Liechtensteins oder Harrachs sind zu finden. Wo der erste Kaffeehausbesitzer, ein Armenier namens Teodato (auch: Deodato) wohnte, weiß man nun ebenfalls: Nicht in der Rotenturmstraße, wo sich sein Lokal befand, sondern in der Leopoldstadt. Viele Parzellen sind noch leer, aber bereits vermessen. Das sollte Betrachter des Plans zur Ansiedlung einladen, wie Missinne ausführte.

Er hat das Konvolut vor rund 25 Jahren erstanden. Ausgewertet und begutachtet wurde es aber erst jetzt. Laut dem Sammler wurde die Entstehungszeit unter anderem durch Vergleiche mit Karten in der Österreichischen Nationalbibliothek klar eingegrenzt. Auch habe man untersucht, welche Bauwerke bereits zu sehen seien - und welche nicht. Das Elisabethspital in der Landstraße, das 1709 errichtet wurde, sei etwa auf dem Stadtplan noch nicht vorhanden. Gleichzeitig sei der 1706 fertiggestellte Befestigungswall schon enthalten.

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