Leserbriefe gratis, aber nicht umsonst . . .

Nachrichten
19.10.2006 16:20
Das freie Wort

Lieber Herr Janschitz! Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen: Warum tut sich der Herr Weinpolter die tägliche Leserbriefarbeit an, ohne einen Cent oder "richtiges Geld" dafür zu bekommen? Na, weil es ihm offensichtlich ein Anliegen ist, zu publizieren.


Weil er das, was ihm gegen den Strich geht, nicht auf sich sitzen lassen will. Weil er kapiert hat, dass er aufstehen muss, wenn er etwas bewegen will. Weil so viele Österreicher schimpfend sitzen bleiben. Weil bürgerliche Zivilcourage und ein mutiges Wort zu Raritäten unserer Gesellschaft verkommen sind.


Bürger müssen ihren Unmut artikulieren und ein freies Wort darüber verlieren. Jede Demokratie lebt vom Korrektiv namens "Bürger". Sie selbst schreiben, dass sie mit Weinpolter oft konform gehen. Viele Bürger denken genauso wie Sie, tun sich dann aber die Arbeit nicht an, einen Leserbrief zu verfassen. Dabei ist gerade diese Kommunikationsform die direkteste, um viele Abgeordnete des Nationalrats, Minister, Meinungsforscher, Wirtschaftsfachleute, Angestellte, Hackler, aber auch Pensionisten zu erreichen.


Kurz: Herr Weinpolter ist ein politischer Mensch - Politiker - ohne Mandat und Gehalt, aber mit einer mächtigen Stimme namens "Kronen Zeitung".


Und er ist nicht alleine. Stellvertretend für viele andere Namen stehen: Abl, Fitzka, Kafka, Katschnig, Köfel, Pestitschek, Rest-Hanel, Soxberger, Zach. Ein A bis Z an gelebter Demokratie.


Alle Leserbriefschreiber sind Politiker. Idealisten des Volkes. Hoffnungsträger all jener ohne Stimme. Die "vox populi", die Stimme des Volkes, lebt davon, dass ihr Raum geboten wird. Großen Wert legt der Herausgeber aber auch auf "Erstlingswerke", die uns betroffen machen. Wie z. B. jener Brief der nun arbeitslosen Schichtarbeiterin Rinnerberger, die den Abkassierern dieser Republik vorrechnet, warum ihr täglich nur 13 Cent an Notstandshilfe zustehen.


Eine weitere wichtige Frage - die Sie vergessen haben zu stellen - wäre: Warum tut sich der Hans Dichand das an? Wissen Sie, wie viel eine Werbeseite in der "Krone" kostet? Es wäre sicher ein Leichtes, statt dem "freien Wort" Gewinn bringende Annoncen zu setzen oder gar den Platz zu sparen. Nein, stattdessen wurde in den letzten Jahren gerade die Leserstimme von einer Halbseite auf bis zu drei Vollseiten erweitert!


Das muss dem Herausgeber der "Krone" erst einmal einer nachhüpfen! Die "Krone" ist ein Stück österreichischer Identität, getragen von all jenen, die in ihr publizieren. Ein Kommen und Gehen von Verfassern. Manche von ihnen schreiben gratis, aber kein Artikel ist umsonst!




Roland Reichart, Wien
erschienen am Fr, 20.10.
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