Gewitzte Tiere

Projekt zeigt: Haushühner sind erstaunlich schlau

Wissenschaft
04.01.2017 17:02

Von wegen "dummes Huhn": Wie Forscher jetzt zeigen konnten, haben Haushühner persönliche Eigenheiten, vermögen einander auszutricksen und sind sogar zu logischen Schlussfolgerungen fähig, die Kinder erst mit etwa sieben Jahren meistern. Das berichtet Lori Marino vom The Someone Project, einem Tierschutzprojekt, bei dem Beweise für kognitive und emotionale Fähigkeiten von Nutztieren gesammelt werden.

Das Haushuhn stammt vom Bankivahuhn ab, einem Wildhuhn aus Südostasien. Von keinem anderen Haustier des Menschen gibt es weltweit so viele Exemplare: Der tägliche durchschnittliche Weltbestand wird auf rund 20 Milliarden Tiere geschätzt. Geschlachtet werden jährlich mehr als doppelt so viele.

Dennoch bekommen vor allem in Industrieländern die meisten Menschen fast nie Hühner zu sehen - gezüchtet und gemästet werden sie zum Großteil in streng abgeschotteten Massentierhaltungen. "Allein die Idee, dass Hühner eine Psyche besitzen, klingt für die meisten Leute absurd", sagt Marino. Doch Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre würden belegen, dass im Huhn weit mehr Gefühl und Verstand stecke als weitläufig angenommen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Animal Cognition".

Küken können Mengen unterscheiden
Einer Studie italienischer Forscher zufolge können Küken sogar rechnen: Die frisch geschlüpften Tiere sind zumindest in der Lage, große von kleinen Mengen zu unterscheiden, zeigten Tests mit gelben Plastikeiern. Zudem seien Hühner in der Lage, sich bis zu drei Minuten lang die Flugbahn eines Balls zu merken - was den Fähigkeiten der meisten Primaten bei solchen Versuchen entspreche.

Ein Huhn verfüge über ein gewisses Maß an Selbstkontrolle, führt Marino weiter aus: Es sei in der Lage, für besseres Futter den Schnabel zu halten und nicht gleich gierig zu fressen. Auch sein Rang in der Hackordnung sei einem Huhn klar. Beide Merkmale wiesen auf einen gewissen Grad von Bewusstsein über das eigene Sein hin.

Kommunikation komplexer als gedacht
Komplexer als vielfach angenommen ist demnach auch die Kommunikation unter Hühnern. Neben 24 verschiedenen Lauten gebe es ein großes Repertoire visueller Zeichen. Die Tiere seien in der Lage, Zeitintervalle wahrzunehmen und auf Geschehnisse in der Zukunft zu schließen. Sie beobachteten und lernten voneinander und würden vom Verhalten ihrer Mütter geprägt - ganz so wie andere, als weitaus intelligenter eingestufte Lebewesen.

Wie die Forscher herausfanden, ist den Tieren auch eine Art Mitgefühl eigen: Wurde Glucken etwa gezeigt, dass ein Windstoß den Flaum ihrer Küken zerzauste, entwickelten sie ähnliche Stresssymptome wie der aufgeschreckte Nachwuchs. Demnach können Hühner den Standpunkt von Artgenossen einnehmen - wie es nur von wenigen Arten wie Raben und Primaten bekannt ist.

Hähne verblüffen mit Fähigkeit zum Täuschen
Verblüfft hat Forscher auch die Fähigkeit zum Täuschen und Tricksen: Unterlegene Hähne locken Hennen mit dem typischen Gebaren bei gefundenem Futter an - allerdings ohne die üblichen "Dok-dok"-Rufe, um den Alpha-Hahn nicht auf das Stelldichein aufmerksam zu machen.

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