Niederlage der Politik

Nachrichten
02.10.2006 16:20
Das freie Wort

Wenig Ahnung von psychologischen Effekten dürften Wahlmanager haben. Auf jeden Fall die der ÖVP. Diese hat sich den ganzen Wahlkampf über bereits als Sieger präsentiert. Man darf sich seiner inhaltlichen Stärken sicher zeigen, auch gegen ein gesundes Selbstvertrauen, vor allem, wenn man entsprechende Leistungen vorzuweisen hätte, ist nichts einzuwenden.

Aber von oben herab als praktisch unumstößlicher Sieger zu agieren, ist eine geradezu hirnrissige Strategie. Aus einer sicheren Position heraus würden die meisten eher jemand Angeschlagenen als einer arroganten Übermacht ihre Hilfe anbieten. Dies ist auch geschehen.

Allerdings wird es hoffentlich helfen, die Arroganz aus der Spitzenriege zu prügeln und anderen Parteien eine Warnung für die Zukunft sein. Viele Wähler wurden sicherlich durch das niveaulose Agieren aller Parteien im Wahlk(r)ampf frustriert. Keine Partei hat sich als wirklich repräsentativ für Österreich gezeigt.

Würde man die absoluten Stimmen betrachten, dann wäre klar, dass die Politiker immer weniger das Volk zu repräsentieren wissen. Es wird immer schwerer, sich mit einer der Parteien zu identifizieren. Deswegen ist die Politik als Gesamtes extremer Wahlverlierer. Es ist stupide, die Schuld beim Volk zu sehen. Wieso sollte es sich, wie meist üblich, für das geringere Übel entscheiden? Für viele ist selbst das geringste, wählbare Übel noch ein zu großes, als diesem eine Stimme zu schenken. Stimmen muss man sich verdienen!


Die Roten fühlen sich als Sieger. Aber wer Stimmen einbüßt, der hat keinen wirklichen Grund dazu. Gerade nach den Fehlern der Strategie der ÖVP. Großes Glück hatte Rot, dass der Gewöhnungseffekt, der in jedem Menschen wirkt, die BAWAG-Affäre praktisch irrelevant werden ließ.

Diese Wahl hat große Schäden verursacht. Man kann wirklich nur hoffen, dass endlich ein Aufwachen bevorsteht und unsere Politiker bei den Koalitionsverhandlungen zeigen, dass sie noch zu Handlungen fähig sind, die positiv für Österreich und dessen Volk sind. Jede Partei hat ihre thematischen Stärken. In einer nicht so abgehobenen Demokratie wäre es vielleicht sogar möglich, die Probleme auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Hoffen wir, dass uns die Politiker in Zukunft Gründe liefern, wieder etwas mehr an sie glauben zu können.




Dr. Jörg Krenmayr, Gerersdorf
erschienen am Di, 3.10.
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