Eine neue Liebe? Das war für Elisabeth Eissner (72) kein Thema mehr. Dann kam Fritz. Das Protokoll einer Witwe, die noch einmal ihr Glück fand.
35 Jahre war ich verheiratet gewesen, als mein Mann 2004 nach einem Treppensturz starb. Bis dato hatte ich ein erfülltes Leben gehabt. Mit seinem Tod brach eine Welt zusammen. Meine Welt. Ich war plötzlich allein. Mein Sohn, seine Frau und meine Freundinnen haben sich sehr um mich gekümmert. Aber sie haben eigene Familien, und man fühlt sich irgendwo doch als Eindringling.
Wenn ich Paare in meinem Alter gesehen habe, dann habe ich besonders gehadert mit meiner Situation. Denn ich war dazu verdammt, meinen Lebensabend alleine zu verbringen. Dass ich mir noch einmal einen Partner suchen könnte, das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Und selbst wenn ich das gewollt hätte. Ich hätte gar nicht gewusst, wie ich das anstellen soll in meinem Alter.
Was hatte ich denn schon zu verlieren?
An einem Freitagabend war ich dann von einer mehrwöchigen Kur in mein leeres Haus zurückgekehrt. Ich wollte mein E-Mail-Postfach überprüfen und schaltete den Laptop ein. Das Laden dauerte ewig, und ich schaute mir aus Langeweile die Werbebanner an, die aufpoppten. Darunter war eine Anzeige von einer Online-Partnerbörse und die Info, dass Frauen das Portal kostenlos testen können. Ich konnte mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, was das sein soll. Aber neugierig war ich dann doch.
Was hatte ich denn schon zu verlieren? Also habe ich mich angemeldet. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich auf die Art eine Beziehung finden würde, hätte ich sicher gelacht und das als absurd abgetan.
Doch nun war ich Mitglied. Selber aktiv wurde ich nicht, aber die Nachrichten von potenziellen Kandidaten habe ich schon interessiert gelesen. Einer von ihnen war der "geschiedene Fritz aus Wien". Es hat mich beeindruckt, wie offen er über seine Sehnsucht nach Zweisamkeit geschrieben hat. Wir schrieben ein paar Mal hin und her, bis er fragte, ob er zu mir ins Weinviertel kommen darf, um mit mir auf einen Kaffee zu gehen. Er hat mir auf Anhieb gefallen. Besonders sein gutes Benehmen. Eine Woche später habe ich ihn dann in mein Haus eingeladen und zeigte ihm meinen großen Garten. Ich hatte nämlich Zweifel, ob ein Städter damit etwas anzufangen weiß. Er konnte. Auch meine Familie gab grünes Licht. Sechs Wochen nach unserem ersten Treffen ist Fritz bei mir eingezogen. Seine drei erwachsenen Kinder waren anfangs entsetzt, dass er seine Wohnung in Wien so schnell aufgegeben hatte. Doch das hat sich gelegt.
Nach sechs Wochen ist er bei mir eingezogen
Vor kurzem hatten wir unseren achten Jahrestag. Fast jede Minute verbringen wir zusammen. Streit gibt es höchstens beim Autofahren. Überhaupt merke ich: Die Romantik kennt kein Alter! Ich bin glücklich, und dafür bin ich dankbar. Fortuna hat mir eine zweite Chance geschenkt.
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