"Krone"-Interview

Marcel Koller: “Die EURO ist eine neue Dimension!”

Sport
01.03.2016 16:54

Teamchef Marcel Koller 100 Tage vor dem Anpfiff der EM in Frankreich im Interview mit der "Krone": über Privatleben, Energie tanken und Gewinnen wollen.

"Krone": Was hat sich bei Marcel Koller seit dem Abend des 8. September 2015, an dem in Schweden die Qualifikation für die EURO fixiert worden war, verändert, wie sind die Erinnerungen?
Marcel Koller: Dass ich mit Baskenmütze und Baguette eine Pressekonferenz absolviert habe (lacht). Nein, im Ernst: dass wir eine fantastische Qualifikation gespielt haben, die Spieler sich nicht hängen ließen, nicht gesagt haben: Okay, jetzt sind wir in Frankreich, gehen locker in die letzten zwei Spiele. Wir haben Montenegro gedreht, gegen Liechtenstein den Fans mit einem guten Spiel ein Geschenk gemacht.

"Krone": Wurde es für Sie stressiger oder überwiegt das Schöne?
Koller: Es ist noch intensiver geworden, die Leute wollen noch mehr, der Tag hat aber nach wie vor nur 24 Stunden. Ich muss leider auch sehr viel absagen, weil ich nicht überall sein, nicht jeden Wunsch erfüllen kann.

"Krone": Wird da das Privatleben mehr genossen? Sagt man sich: Das ist jetzt wichtig.
Koller: Das Privatleben ist eh schwierig, da es vorher schon viel war. Jetzt kam mehr dazu, da muss ich schon auch schauen, dass ich nicht untergehe, Energie auftanken kann. Und Zeit für meine Frau, die sehr viel zurückstecken muss, finde.

"Krone": Wie schaltet Marcel Koller ab? Golf ist ein Hobby...
Koller: Da komme ich viel zu wenig dazu, das betrifft den Sport allgemein. Ich müsste noch früher aufstehen, wenn es am Morgen noch dunkel ist, hab ich auch nicht Lust, mit dem Fahrrad mit der Lampe durch die Gegend zu fahren - da ist dann mehr der Hometrainer angesagt. Abschalten ist für mich, wenn am Abend einmal Zeit ist, privat auswärts essen zu gehen oder ein Konzert zu besuchen. Da kann ich dann auch Energie tanken.

"Krone": Energie zu tanken ist dieses Frühjahr gefragt. Wahrscheinlich hat es für Sie noch nie so intensive Monate gegeben wie vor der EURO.
Koller: Je näher es zur Endrunde geht, desto mehr wird noch passieren, da muss man einteilen und filtern, was wichtig ist, gilt es auch, klare Grenzen zu ziehen.

"Krone": Sind all diese Erfahrungen Neuland für Sie?
Koller: Ja - ich war als Spieler 1996 mit der Schweiz dabei, aber das ist nicht zu vergleichen mit jetzt. Die EURO ist eine neue Dimension!

"Krone": Als Teamchef hat man wohl einiges mehr zu tun.
Koller: Das wurde und wird mehr, weil man drei Gegner innerhalb kürzester Zeit hat, man sich informieren muss, wenn man eventuell weiterkommt - das ist eine große Palette.

"Krone": Zur Mannschaft: Es hat sich ein wenig geändert - einige wurden Stammspieler, andere verloren ihren Platz.
Koller: In den viereinhalb Jahren, die ich hier bin, gab es immer wieder so Phasen. Der Christian Fuchs hat bei Schalke nicht gespielt, jetzt spielt er wieder, und das ging auch. Natürlich ist es besser, wenn alle spielen, im Rhythmus sind. Aber sie trainieren, sind dabei, schlimmer wäre es, wenn viele verletzt wären und nicht im Rhythmus sind. Wir wissen, dass sie Fußball spielen können, es umsetzen können.

"Krone": So wie sich die Spieler präsentieren, dass keiner abhebt - ist das eine Entwicklung, die Sie freut?
Koller: Klar. Weil das stets die Marschrichtung war. Wir haben am Anfang meiner Tätigkeit oft mehr gesprochen, als wir gezeigt haben. Das hat sich geändert. Wir machen jetzt schon auch Ansagen, allerdings sind die ein bisschen zurückhaltend, dafür zeigen wir auf dem Platz, was los ist. Es ist wichtig dass man zuerst etwas tut - wenn man es  getan hat, kann man sagen, das war gut. Aber wenn wir vorher davon sprechen und die Leistung nicht bringen, dann bekommen wir Probleme.

"Krone": Zum Schluss: Sie sagten, dass Sie alle Spiele gewinnen wollen. Glauben Sie, dass Ihnen dieser Satz einmal zur Last fallen kann?
Koller: Ich wurde gefragt: Können wir Europameister werden? Da habe ich gesagt: Ich will jedes Spiel gewinnen. Ich habe aber den Gegner nicht gefragt, ob er mich gewinnen lässt. Vielleicht spielt er taktisch besser oder ist einfach besser, da muss man das akzeptieren. Der große Unterschied ist, dass wir nicht sagen, dass wir jedes Spiel gewinnen werden, sondern dass wir jedes Spiel gewinnen wollen. So gehen wir auch in die EURO!

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(Bild: KMM)



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