Derzeit überschattet ein wilder Rechtsstreit die Musikbranche. Es geht um Vergewaltigung, Drogen und natürlich viel Geld. Die Protagonisten: Kesha und ihr Produzent Dr. Luke, gegen den die Sängerin 2014 Klage wegen sexueller Belästigung eingereicht hat. Seitdem gibt es vor allem eines: viele offene Fragen.
Die Vorwürfe, die Kesha 2014 in einer Klage vor Gericht einbrachte, sind ungeheuerlich: Demnach soll sie von Lukasz Gottwald, wie Dr. Luke eigentlich heißt, viele Jahre sexuell, physisch und psychisch missbraucht worden sein. Er habe die Sängerin so lange mit Drogen und Alkohol gefügig gemacht, bis diese nicht nur in eine gravierende Essstörung gekippt, sondern sogar beinahe gestorben sei.
Dr. Luke habe ihr etwa K.o.-Tropfen verabreicht, sie vergewaltigt und ihr anschließend gedroht, ihre Karriere und ihr Privatleben zu zerstören, sollte davon etwas an die Öffentlichkeit geraten, so Kesha vor Gericht. Ein anderes Mal habe der Produzent die Sängerin im Flugzeug gezwungen, Drogen zu nehmen, und sich anschließend auf sie gelegt. Harte Vorwürfe, die Gottwald nicht auf sich sitzen lassen wollte: Kurz nachdem die 28-Jährige ihre Klage eingereicht hatte, reagierte er mit einer Gegenklage. Er bezichtigt Kesha darin als Lügnerin, die mit diesen Anschuldigungen nur aus ihrem Vertrag herauskommen wolle.
Niederlage vor Gericht
Doch wer sagt hier die Wahrheit, wer lügt? Und würde Kesha wirklich die Kosten einer Gerichtsverhandlung in Kauf nehmen, nur um aus einem Knebelvertrag zu kommen? Noch dazu, da sie seit zwei Jahren quasi arbeitslos ist, weil der Vertrag mit Dr. Luke es ihr untersagt, mit einem anderen Produzenten Musik aufzunehmen? US-Medien berichten sogar davon, dass die 28-Jährige mittlerweile pleite sei - weshalb Kollegin Taylor Swift nun in die Bresche gesprungen ist. Sie unterstützt Kesha mit 250.000 Dollar in dem Prozess, der, da die Popmusikerin zuletzt eine Niederlage einstecken musste, wohl noch länger nicht vorbei ist.
Erst Ende vergangener Woche lehnte das Gericht Keshas Antrag auf einstweilige Verfügung ab. Mit diesem wollte die Sängerin erwirken, auch mit anderen Produzenten arbeiten und somit weiteren Kollaborationen mit Dr. Luke entgehen zu können. Doch die Richterin Shirley Kornreich blieb hart und wollte Kesha nicht aus dem Vertrag mit Sony entlassen. Die 28-Jährige könne mit dem Label und ohne den Produzenten Musik aufnehmen, so ihre Meinung. Außerdem seien die Missbrauchsvorwürfe nicht ausreichend belegt, entschied die Richterin gegen die Sängerin, die nach der Urteilsverkündung in Tränen ausbrach.
Dr. Luke: "Habe Kesha nie vergewaltigt"
Einstweilen nimmt Dr. Luke in einer Reihe von Kurznachrichten auf Twitter Stellung zum Prozess. "Ich habe Kesha nie vergewaltigt", schreibt er dort. Das Verhältnis sei jahrelang rein freundschaftlich gewesen, so der 42-Jährige weiter.
Auch habe Kesha in einer eidesstattlichen Aussage beteuert, nie eine sexuelle Beziehung mit ihrem Produzenten gehabt zu haben. Dafür habe es künstlerische Differenzen gegeben, so Dr. Luke auf Twitter.
Prominente Unterstützung für Kesha
Mit dieser Einstellung scheint Dr. Luke jedoch allein auf weiter Flur. Nach der Entscheidung des Gerichts machten viele Fans auf Twitter unter dem Hashtag #freekesha ihrem Ärger Luft. Auch Promis stärken der Sängerin den Rücken. Lady Gaga etwa sagte der 28-Jährigen ebenso ihre Unterstützung zu wie Lily Allen, Ariana Grande oder Lorde. Kelly Clarkson, die selbst bereits mit Dr. Luke im Studio stand, schrieb zudem auf Twitter: "Ich versuche, nichts zu sagen, solange ich nichts Freundliches über eine Person sagen kann. Daher sage ich hier nichts über Dr. Luke."
Lena Dunham erzürnt über Rechtssystem
Und Lena Dunham richtete in ihrem Blog "Lenny Letter" deutliche Worte an ihre Fans: "Ich fühle mich krank, als ich das Ergebnis vor Gericht mitbekam. Der Fall Kesha zeigt die Art und Weise, wie das amerikanische Rechtssystem Frauen verletzt." Die Justiz könne Frauen nicht vor ihren Vergewaltigern schützen, die aus ihrer Sicht Vergewaltiger sind, ist sich die Schauspielerin sicher. Auch Sony kriegt bei Dunham sein Fett weg: Der Musikriese könnte den Vertrag auflösen, habe sich aber dafür entschieden, einen Gerichtskrieg auszufechten.
"Tatsache ist, Kesha wird nie ein ärztliches Attest haben", schreibt der "Girls"-Star weiter. "Sie wird nie ein Videoband haben, das uns zeigt, wie Gottwald sie bedrohte und erniedrigte. Über ihre Aussage hinaus wird sie nie einen Beweis dafür erbringen können, dass sie sich unsicher dabei fühlt, mit diesem Mann arbeiten zu müssen." Kesha müsse stark sein, wie auch andere Frauen. "Wir haben keine Angst davor, unseren Job zu verlieren, hysterisch genannt oder von mächtigen Männern zum Schweigen gebracht zu werden."
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