Nach PISA-Studie

Bildungssystem vor dem Lesekollaps?

Salzburg
12.02.2016 16:04

Steuert unser Bildungssystem dem totalen Chaos entgegen - oder gibt es auch außerschulische Gründe für die Defizite, die die jüngste PISA-Untersuchung vor allem bei der Lesefähigkeit aufzeigt? Wir haben bei Salzburgs Schulratspräsident, einer hiesigen Bildungspolitikerin und in der schulischen Praxis nachgefragt.

"Ich verhehle nicht, es signalisiert Alarmstufe Rot, wenn ein Fünftel der Pflichtschulabgänger nicht Sinn erfassend lesen kann. Das wichtigste bei den Verbesserungsmaßnahmen ist ganz eindeutig, mit entsprechenden Programmen in den Primär- also Volksschulen zu beginnen. Natürlich gibt es auch Probleme durch Migration, aber wir müssen ein Gesamtmindestniveau erreichen, ehe es mit entsprechenden Konzepten in den Sekundärschulen weiter geht", sagt Salzburgs Landesschulratspräsident Johannes Plötzeneder. Er verweist auf eine Fachtagung in Salzburg, bei der sich kommenden Montag rund 160 Fachleute genau diesem Thema widmen werden. Plötzeneder: "Ich sehe auch eine nicht zu leugnende Problematik, wenn Kinder von klein an auf Bildschirme und Computerspiele oder Handys fixiert sind, und daraus ein Mangel bezüglich Lesen und Schreiben folgt."

Für Bildungsprogramme ist auch Landesrätin Martina Berthold zuständig, sie will vor allem im Vorschulalter den Hebel ansetzen. "Und auch bei den Eltern, die die Kinder spielerisch näher an die Welt der Bücher heranführen sollen." Die Lesebühne in Kindergärten ziele genauso darauf ab wie Initiativen in öffentlichen Bibliotheken. "Die modernen Möglichkeiten der Technik sehe ich nicht so negativ, man kann auch damit ganz gezielt verschiedene Probleme anvisieren und Motivation schaffen."

"Situation wird wirklich immer schlimmer"
Nicht alle Pädagogen liegen vor dem "Altar Pisa" ehrfürchtig auf dem Bauch - es sei eben die einzige Methode, international Bildungsstrukturen zu vergleichen. Oft zwinge auch die geringere Schuldichte zu Ganztagssystemen wie im stets gelobten Finnland. Ein Schulleiter aus Salzburg, den wir in der Anonymität lassen, sagt auch durchaus Brisantes: "Die Situation wird wirklich immer schlimmer, das Heer jugendlicher Minderqualifizierter nimmt zu. Um das zu vertuschen, erfindet man immer neue, bürokratische Tarnmethoden. Meistens sind das Jugendliche, deren Eltern auch bildungsfern sind und alles auf die Lehrerschaft abwälzen wollen. Da hilft auch der Etikettentrick mit der Neuen Mittelschule nicht." Sportpädagogin Daniela Schröckenfuchs aus der Berufsschule 2 in Salzburg: "Man darf diese Problematik nicht generalisieren, es gibt Ausbildungszweige mit hoher Lesekompetenz - aber auch solche, wo derartige Basisfähigkeiten in hohem Ausmaß fehlen."

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