Durch das Linzer Designcenter weht der Geist, der alle Motorradfahrer verbindet, und vermischt sich mit Leberkässchwaden und der einen oder anderen Bierfahne, die durch die Messehallen getragen wird. Bis Sonntag steigt Österreichs größte Motorradmesse, die mit allen wesentlichen Neuheiten der kommenden Saison aufwartet. Und so strömen sie alle nach Linz, vom Racer bis zum Cruiser, vom Adventure-Biker bis zum Mopedfahrer.
Endlich kann man die Bikes alle hautnah erleben, Probe sitzen, begutachten, beratschlagen, diskutieren, träumen und über den Kontostand sinnieren. Die Preisschilder hängen an den Maschinen, verkauft wird aber nicht. Jedenfalls nicht offiziell. "Wir wollen nicht, dass es eine Ramschmesse wird, sondern eine hochwertige Ausstellung bleibt", sagt Veranstalter Werner Grell.
Und das ist im Wesentlichen gelungen, vor allem bei aufwendigen Ständen wie dem von Kawasaki, der von der Anmutung her dem von der Mailänder EICMA kaum nachsteht. Zweirädriger Blickfang ist die Kompressormaschine H2 mit ihrer Speziallackierung. Bei den Giftgrünen kann man aber sogar virtuell über die Rennstrecke von Portimao rasen. Per 360-Grad-Smartphone-Brille vor den Augen versetzt man sich in Superbike-Weltmeister Johnny Rea, bestreitet quasi ein kleines Rennen gegen Kollege Tom Sykes und kann dabei tatsächlich herumschauen, z.B. in die Kurve hinein. Das wirkt so realistisch, dass empfindliche Gemüter einen flauen Magen bekommen.
Richtig aufsteigen und in sicherem Rahmen Wheelies üben bzw. lernen kann man bei KTM - auf dem Wheelie-Trainingsstand mit einer Elektro-Enduro. Auch eine echte Neuheit haben die Mattighofener dabei: die KTM 1290 Super Duke GT, also die 173 PS starke Reisemaschine für Leute, die statt mit Muttermilch mit Benzin aufgezogen worden sind.
Ducati zeigt die XDiavel, die bildschöne Weiterentwicklung der Diavel mit Design zum Niederknien, einer verstellbaren Fußrastenanlage und angeblich deutlich sportlicheren Fahreigenschaften - trotz der Cruiser-Optik. Dazu gibt es u.a. die Enduroversion der Ducati Multistrada sowie die 959 Panigale zu sehen. Die Scrambler in mehreren Varianten sowieso.
Bei BMW stehen die Zeichen auf Scrambler. Die Münchner haben ihr großartiges Retro-Bike R ninety zum Scrambler umgebaut. Nicht als Custom-Einzelstück, sondern in Serie. In Linz steht das gute Stück mit den hochgezogenen Töpfen und dem feinen Ledersattel. Auch der neue Einsteiger G 310 wird ausgestellt.
Bei Yamaha steht der brandneue Naked-Hammer MT-10 mit der polarisierenden Maske. Allerdings verraten die Japaner noch immer nicht die Leistungsdaten. Man munkelt 160 PS und 111 Nm, womit man sich im Konkurrenzumfeld in guter Gesellschaft befände. Außerdem zeigen sie das Beinahe-Weltmeister-Bike von Valentino Rossi sowie den zivilen Ableger Yamaha YZF-R1. Die verschärfte Variante R1M mit ordentlich Renntechnik und Carbon haben sie nicht dabei. Auf der Messe zu finden ist sie aber dennoch: beim italienischen Zubehörhersteller Rizoma.
Rizoma hat der R1M einiges an Schutzteilen verpasst sowie eine kinderleicht einstellbare Fußrastenanlage. Daneben zeigen die Italiener an anderen Bikes noch jede Menge weitere Schmankerln. Etwa einen Seitenständer für die BMW R 1200 GS, der automatisch per LED den Boden beleuchtet, damit er nicht versehentlich in Schlamm getaucht wird und das Bike umfällt.
Dazu einen Motorschutz, der satte 4 mm dick ist. Oder eine Bremshebelverstellung, die per Drehrädchen am linken Lenkergriff bedient wird. Oder einen BMW-R-ninety-Umbau u.a. mit aus dem Vollen gefrästen Zylinderdeckel und weiteren sehr feinen Teilen.
Bei Honda dreht sich alles um die Africa Twin. Das MotoGP-Bike von Dani Pedrosa fristet da schon fast ein Schattendasein, so groß ist das "G'riss" um die neue Reiseenduro mit den Offroadfähigkeiten.
Moto Guzzi ist massiv vertreten - im Sinne von "mit mächtigen Bikes". Wie die Felsen in der Brandung stehen da die "Flying Fortress" sowie die California Audace. Natürlich sind auch V7 und V9 dabei.
Bei Harley-Davidson schwelgen sie hingegen in hammerartigen Lackierungen und sagenhaften Umbauten. Als Serien-Umbauten kann man auch die S-Modelle verstehen, bei denen bestehende Reihen, die eigentlich den 103-Kubik-Inch-Motor haben, den 110er-Motor bekommen und optisch sanft verändert werden.
Darüber hinaus gibt es jede Menge zu entdecken, von herumspazierenden Transformers über Bekleidung und Helme bis hin zu Reifen, Umbauteilen und allem, was sonst noch rund ums Motorrad wichtig ist.
Hier sind Transformers unterwegs:
Geöffnet ist die Messe am Samstag von 9.00 bis 18.00, am Sonntag von 9.00 bis 17.00 Uhr. Tickets 12 Euro (Erwachsene) oder 7 Euro (14 bis 19 Jahre und Pensionisten). Freier Eintritt für Kinder bis 14 sowie Rollstuhlfahrer.
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