Die Müllberge werden immer größer, echte Begegnungen immer seltener. Ein Trend, den Renate Schlatter vom Verein "unruhestandAKTIV" mit ihrer Initiative ändern will: "In Österreich werfen wir unfassbar viel weg. Auch Gegenstände, denen fast nichts fehlt und die nach einer einfachen Reparatur wieder ordentlich zu gebrauchen wären." Im Repair Café dreht sich deshalb alles ums Reparieren. Verschiedene Fachleute - vom Elektriker, über Näherinnen bis zum Fahrradmechaniker und Computerspezialisten - helfen bei allen möglichen Reparaturen. Und das kostenlos und mit viel Idealismus. Die Besucher bringen ihre kaputten oder beschädigten Gegenstände von zu Hause mit: Toaster, Lampen, Spielzeug, Bekleidung, Geschirr, alles was nicht mehr funktioniert. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Reparatur gelingt, ist groß.
Beim gemeinsamen Werkeln findet sich fast immer eine Lösung. Und es wird ein Ort der Begegnung geschaffen, wie die Initiatorin erklärt: "Wenn man gemeinsam mit einem bis dahin unbekannten Menschen ein Fahrrad, einen CD-Spieler oder eine Hose repariert hat, sieht man diese Person doch mit anderen Augen, wenn man ihr das nächste Mal auf der Straße begegnet. Zusammen etwas reparieren, kann zu ganz tollen Kontakten in der Nachbarschaft führen und eventuell auch die Empfehlung zu einem neuen Arbeitgeber für Fachleute sein, die am Projekt mitwirken und derzeit auf Jobsuche sind."
Mehr als die Hälfte der engagiert werkelnden Fachleute ist aktiv auf Arbeitssuche und gehört zur Generation 50plus. Zu jung für die Pension, aber meist zu "alt" für die Arbeitswelt. Über ihr Tun im Repair Café erfahren sie eine neue Form der Wertschätzung. Es werden Erfolgserlebnisse geschaffen, es wird gelacht und Wissen ausgetauscht. Das gibt neuen Mut und Selbstvertrauen für das nächste Bewerbungsgespräch. Etwas, das auch Renate Schlatter ganz wichtig ist: "Es geht um das Sichtbarmachen dieser Menschen, weg von den Online-Bewerbungen, hin zu Offline-Begegnungen."
Nicht zuletzt profitiert auch die Umwelt. Jede Reparatur vermeidet Müll und spart Rohstoffe ein. "Reparieren macht Spaß und ist oft ganz einfach", fasst Renate Schlatter zusammen. Die Repair-Café-Idee ist übrigens in Amsterdam entstanden. Mittlerweile gibt es Reparaturtreffen auf der ganzen Welt.
Das nächste Repair Café in Villach findet am 2. November 2015 statt: www.unruhestand.at/repair-cafe-villach
Repair Café weltweit: www.repaircafe.org/de/
Facebook: Repair Café Villach
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