Heißes Sportcoupé

Skoda 130 RS: Tschechischer “Flügeltürer” wird 60

Motor
06.09.2015 20:09
Dass es von Skoda einen Flügeltürer gab, wird den meisten Autoenthusiasten neu sein. Tatsächlich verdankt das kleine Sportcoupé seinem Spitznamen einer kleinen Unart - die Türen des Skoda 130 RS öffnen hingegen ganz klassisch. Der wohl heißeste Sportwagen seiner Zeit feiert dieses Jahr 60. Geburtstag.
(Bild: kmm)

Kein Wunder, wenn Sie ihn nicht kennen, es wurden nur wenige Dutzend des 4,02 Meter langen und 1,72 Meter breiten Sportcoupés hergestellt. Die genaue Stückzahl kennt niemand so richtig, nicht einmal das Skoda-Museum hat verlässliche Zahlen, es dürften aber so um die 66 Stück in den Jahren 1975 bis 1982 produziert worden sein. Allerdings wurden immer wieder aus überproduzierten Ersatzteilen, außerhalb der offiziellen Produktion, weitere Exemplare auf Basis des Skoda 110 R in Privatgaragen gebastelt. Somit könnte es auch um die 200 mehr oder weniger authentische 130 RS gegeben haben. Aber zahlreiche Totalschäden und noch mehr Verschleiß dürfte die Anzahl der heute noch existierenden Exemplare wieder auf eine überschaubare Ansammlung geschrumpft haben.

Dank des konsequenten Leichtbaus wiegt der zweisitzige Sportler nur 880 Kilogramm. Viel Aluminium wurde der Stahlkarosserie hinzugefügt, die Fronthaube und auch die Türen bestehen aus dem Leichtmetall. Für die Motorhaube im Heck und die Kotflügelverbreiterungen wurde noch leichterer glasfaserverstärkter Kunststoff gewählt.

Damit avancierte diese zweitürige Rarität zu einer echten Motorsportlegende mit zahlreichen Erfolgen im Rallye- und Tourenwagensport. Beispielsweise gelang bei der Rallye Monte Carlo im Jahr 1977 der Doppelsieg in der Gruppe 2 bis 1,3 Liter Hubraum. Und 1981 hat der siebenfache deutsche Rallye-Meister Matthias Kahle hiermit die Tourenwagen-Europameisterschaft gewonnen. Zwischen 1976 und 1980 wurde die Rallye Bohemia fünfmal in Folge gewonnen. Auch aktuell beweist der 130 RS mit seinen 1.289 Kubikzentimeter Hubraum noch seine Zuverlässigkeit bei Oldtimer-Rallyes. Jüngst wurde bei der Sachsen-Classic zwischen Zwickau und Dresden in der Klasse der Fahrzeuge, die von 1970 bis 1976 gebaut wurden, deutlich der Klassensieg herausgefahren.

Warum Flügeltürer?
Bei diesen Treffen musealer Automobile hat der 140 PS starke Skoda 130 RS auch seinen neben „Porsche des Ostens“ zweiten Spitznamen „tschechischer Flügeltürer“ bekommen, obwohl seine Türen doch ganz normal öffnen. Die Gründe liegen an der brennenden Sonne, 36 Grad Außentemperatur, den beiden nur postkartengroßen Kunststoff-Schiebefenstern, keiner sonstigen Lüftung, der selbstredend nicht vorhandenen Klimaanlage, der komplett fehlenden Innenraumdämmung und der somit unglaublichen Hitzeentwicklung im Innenraum.

So sind Fahrer und Beifahrer dieses bis zu 220 km/h schnellen Hecktrieblers stets gezwungen, während der Fahrt beide Türen zu öffnen, um dem stundenlangen Saunagefühl kurzfristig zu entgehen. Und das auch auf kurvenreichen Serpentinenstraßen, der Autobahn oder in Innenstädten, da die brütende Hitze einfach immer wieder kommt. Und das, obwohl der Motor ja bekanntermaßen im Heck montiert ist und der Auspuffendtopf quasi als hintere Stoßstange dient, was eigentlich dafür sprechen sollte, dass die sehr warme Luft nach hinten abzieht. Dem ist aber ganz offensichtlich nicht so, denn der Wasserkühler liegt im Frontbereich, so dass wir von den Hitzequellen umzingelt sind. Gut, dass die super-sicheren und FIA-zertifizierten 6-Punkt-Motorsport-Gurte die Insassen stets in den Sportsitzen halten. Und somit erregt einer der seltensten und faszinierendsten Rennwagen seiner Zeit auch heute noch die Aufmerksamkeit des Publikums. Und für Skoda ist der 130 RS ein wichtiger Meilenstein in der 114-jährigen Motorsportgeschichte.

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(Bild: kmm)



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