Kenia war top

Das russische Debakel bei der Leichathletik-WM

Sport
30.08.2015 16:39
Verkehrte Leichtathletik-Welt: Ausgerechnet jene zwei Nationen, die nach Doping-Verdächtigungen und -fällen unter besonderer Beobachtung stehen, schrieben die Geschichte der WM in Peking entscheidend mit. Kenia, weil es erstmals in der Geschichte die Medaillenwertung gewonnen hat, und Russland, weil die große Ostblock-Nation in ein regelrechtes Debakel lief.

Die bis Sonntag drei bekannten positiven Dopingproben im Rahmen der WM kommen allesamt ebenfalls aus den zwei angesprochenen Ländern. Die kenianischen Läuferinnen Koki Manunga (400 m Hürden) und Joyce Zakary (400 m) waren im Teamhotel positiv getestet worden, sie waren in Vorläufen im Einsatz gewesen und wurden suspendiert.

Schon vor der WM positiv
Der russische Geher Alexander Jargunkin war vor der WM positiv auf EPO getestet worden, er wurde von der Startliste für den 50-km-Bewerb gestrichen. Alle anderen Mitglieder seines Teams waren bereits zuvor wegen diverser Doping-Vergehen vom eigenen Verband von allen internationalen Wettkämpfen zurückgezogen worden.

Die Titelgewinne von Ezekiel Kemboi und Hyvin Jepkemoi jeweils über 3.000 m Hindernis, Asbel Kiprop über 1.500 m, Vivian Cheruiyot über 10.000 m und David Rudisha über 800 m passierten in Disziplinen, auf denen man die Kenianer vorne erwarten darf. Nicholas Bett über 400 m Hürden und damit im Sprintbereich sowie Speerwerfer Julius Yego bei einem Feldbewerb tanzten hingegen aus der Reihe, da gingen bei vielen gleich wieder die Alarmglocken los. Zu den sieben Goldmedaillen kamen sechs in Silber und drei in Bronze.

Finnischer Trainer für Kenias Gold-Star
"Yego muss man aus dem ganzen Kenia-Kontext herausnehmen. Der hat seit fünf, sechs Jahren einen finnischen Trainer. Er trainiert im kalten Finnland oben und ist für mich eigentlich kein Kenianer mehr. Er hat eine saubere Technik, er nützt seine Fähigkeiten und wirft sehr schön", sagte ÖLV-Vizepräsident Gregor Högler zur APA - Austria Presse Agentur.

Den Generalverdacht haben sich Russland und Kenia nicht nur aufgrund zahlreicher Verfehlungen, sondern auch wegen ihres fragwürdigen Doping-Kontrollsystems eingehandelt.

"Wenn es jeder so wie Österreich macht, dann wäre es super. Unsere Athleten haben monatlich Kontrollen. So wie es in Deutschland und Österreich gemacht wird, sollte es weltweit gemacht werden. Dann gibt es kein Problem. Dann wäre das System fair. Das ist die Antwort", meinte Högler. "Ich kann nur sagen, wie es bei uns gehandhabt wird. Von den anderen kenne ich nur Gerüchte. Die WADA müsste weltweit einen Konsens für Kontrollen machen. Es kann nicht sein, dass es manche Länder ernst nehmen und manche nicht."

Werden künftig ganze Nationen gesperrt?
Die nicht zuletzt von Craig Reedie, dem Präsidenten der Welt-Anti-Doping-Agentur, in den Raum gestellte Überlegung, eine ganze Nation zu sperren, wenn dort regelmäßig Athleten positiv getestet werden, stößt bei ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber auf Gegenliebe. "Das wurde auch in anderen Sportarten wie Gewichtheben schon gemacht. Ich kann der Idee durchaus was abgewinnen. Es gibt Nationen, wir kennen sie, in denen es in den letzten Jahren permanent Dopingfälle im höchsten Leistungsbereich gibt."

Russlands Cheftrainer Juri Borsakowski glaubt, dass das schlechte Abschneiden seines WM-Teams (zwei Gold, ein Silber, ein Bronze) mit den Doping-Vorwürfen zu tun hat. "Das hängt damit zusammen, dass wir unter großem psychischem Druck stehen", sagte er der Agentur Tass. Dies sei keine Entschuldigung für den Misserfolg, doch würden sich diese Skandale auf die psychische Stabilität auswirken. So scheiterte Hochsprung-Olympiasieger Iwan Uchow bereits in der Qualifikation.

Die Nerven behielten die Damen in dieser Disziplin - Maria Kutschina gewann Gold, Anna Tschitscherowa Bronze. Das einzige weitere Gold hatte Sergej Schubenkow über 110 m Hürden gewonnen, Silber holte Denis Kudrjawzew über 400 m Hürden.

Konsequenzen in Russland
Hart durchgreifen will Russlands Sportminister Witali Mutko, die Ermittlungen der WADA wegen des Verdachts des systematischen Dopings laufen. "Wir müssen das bestehende System niederreißen und neu aufbauen, um zu zeigen, dass wir ohne Doping gewinnen können", sagte Mutko am Samstag dem TV-Sender Rossija 2. Nach der WM würden Konsequenzen gezogen. "Bei den Olympischen Spielen 2016 werden wir gut dastehen", meinte er.

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(Bild: KMM)



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