10.08.2015 22:07 |

Neue Schikane

Registrierkassen auf den Almen?

Ein kleiner Block, darauf wird zusammen gerechnet, dann bar bezahlt, fertig. So läuft es auf den meisten Salzburger Almen, auf denen Wanderer einkehren können. Doch es brauen sich dunkle Bürokratiewolken über den fleißigen Sennern und Sennerinnen zusammen, denn: Ab 1. Jänner 2016 bringt uns die Steuerreform - sie wurde am 7. Juli im Nationalrat beschlossen - die Registrierkassenpflicht.
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Sie trifft alle mit einem Jahresumsatz über 15.000 Euro oder einem Barumsatz über 7.500 Euro. "Was da genau auf die Almbauern zukommt, können wir noch nicht sicher sagen. Es soll Ausnahmen geben, so viel steht fest. Welche, das wird sich herausstellen", sagt Paul Schreilechner, Obmann der Salzburger Almwirtschaft. Die Verunsicherung ist jedenfalls groß, was folgender Witz, der aktuell gerne erzählt wird, ausdrückt: Was macht ein Senner, nachdem er die Kasjause serviert hat? Er setzt sich aufs Rad, um Strom für die Registrierkasse zu machen. Ob die hohe Politik in Wien wohl daran denkt, dass es auf vielen Almen keine Energie gibt?

Rupert Ortner von der Fallhausalm in Forstau hat sich zum Beispiel schon bei seiner Steuerberaterin erkundigt. "Sie meinte, es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Aber wenn sie das mit der Registrierkasse voll durchziehen, dann haben wir keinen Strom dafür. Und da auch die anderen Auflagen so streng sind, werden wir wohl zusperren, obwohl uns die Alm sehr am Herzen liegt", unterstreicht Ortner. Und er fügt hinzu: "Da wollen sie, dass wir Natur pur bieten und möglichst traditionell wirtschaften - und dann das." Dass viele durch die neuen Vorschriften aufgeben, befürchtet auch Paul Schreilechner. "Auf den Hütten sind außerdem oft die Altbauern am werkeln, die sich mit der Technik wohl sehr schwer tun würden. Ich denke, viele würden sich das Weitermachen drei Mal überlegen."

Almwirtschaft für das ganze Land wichtig
Und das ist genau das, was Salzburg nicht brauchen kann. Als einziges Bundesland in Österreich haben wir es geschafft, dass die Zahl der Almen stabil bleibt, nicht zurück geht. Außerdem ist die Bewirtschaftung der Weiden in den Bergen wichtig für die Kulturlandschaft, Bewahrung von Traditionen und nicht zuletzt den Tourismus. Für viele Landwirte stellt die Alm ein wichtiges Standbein dar. "Größere oder jene, die im Winter Skihütten sind, werden mit der Registrierkassenpflicht keine Probleme haben, die Kleinen schon. Was macht es schon, wenn jemand zwei oder drei Schnapserl pro Tag nicht aufschreibt, die sollen mal bei den großen Firmen nachschauen", fordert Rupert Ortner. Wenn also für die Almbauern keine vernünftigen und praxisorientierten Ausnahmen der Steuerreform geschaffen werden, stehen viele vor dem "Aus", weil sich nicht einmal die Anschaffung einer Registrierkasse lohnt.

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