Ausweichen unmöglich

Klimawandel verkleinert Lebensraum der Hummeln

Wissenschaft
09.07.2015 20:09
Der Klimawandel verkleinert den von Hummeln genutzten Lebensraum. Die südliche Grenze der Verbreitung der meisten Arten in Europa und Nordamerika habe sich nach Norden verschoben - die nördliche Grenze jedoch nicht, berichten Forscher im Fachmagazin "Science". Die Südgrenze liegt demnach inzwischen bis zu 300 Kilometer nördlicher als noch vor 100 Jahren.

"Für Arten wie Hummeln, die sich unter kühlen Bedingungen entwickelt haben, ist der Klimawandel womöglich die Bedrohung, die sie für immer verschwinden lässt", warnt Jeremy Kerr von der kanadischen University of Ottawa. Einige Tierarten reagieren mit einem veränderten Lebenszyklus auf den Klimawandel. Auch Verbreitungsgebiete verändern sich: Die Tieren wandern allmählich Richtung Norden oder in größere Höhen, um in ihrem bevorzugten Temperaturbereich zu bleiben. Das Team um Kerr wollte nun wissen, ob dies auch bei Hummeln der Fall ist.

Daten von 67 Hummelarten analysiert
Für ihre Studie werteten die Forscher mehr als 420.000 Daten von insgesamt 67 europäischen und nordamerikanischen Hummelarten aus dem Zeitraum von 1901 bis 2010 aus. Als Basis wurde das Vorkommen der Insekten von 1901 bis 1975 gewählt - also in einem Zeitraum, in dem die mittleren Temperaturen noch deutlich niedriger lagen. Die Verbreitungsgebiete in diesem Zeitraum verglichen die Forscher dann mit der Verbreitung der Insekten in den Jahrzehnten danach.

Anders als viele andere Tierarten reagieren die Hummeln demnach auf die Erderwärmung nicht mit einer Erweiterung ihres Lebensraums in Richtung Norden. "Obwohl sich ihre Lebensräume mit rund plus 2,5 Grad deutlich erwärmt haben, haben es die Hummeln nicht geschafft, mit der Erwärmung mitzuziehen", erklärt Mitautor Oliver Schweiger vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig.

Nur wenige weichen in kühlere Höhenlagen aus
Es hätten lediglich einige Populationen ihren Lebensraum in kühlere Höhenlagen verlagert, heißt es in der Studie. "Die Bewegung hangaufwärts bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Hummeln das Verbreitungsgebiet nicht verloren haben", sagt Mitautor Leif Richardson von der University of Vermont. Irgendwann sei der Berg letztlich zu Ende und kein weiteres Aufsteigen möglich.

Die Wissenschaftler untersuchten auch, inwiefern sich die Verwendung von Pestiziden und Veränderungen in der Landnutzung auf die Verbreitungsgebiete der Hummeln ausgewirkt haben. Auch wenn aggressive Insektenschutzmittel regional durchaus negative Folgen für die Hummeln haben, sind sie demnach nicht für den starken Rückzug der Insekten in südlichen Gebieten verantwortlich. Dieser habe bereits vor dem Einsatz der Mittel begonnen. "Hummeln verschwinden genauso wahrscheinlich in warmen, südlichen Gebieten, wenn es dort nur wenig Landwirtschaft gibt und keine Pestizide benutzt werden", so Kerr.

Tiere sind wichtige Bestäuber
Der Rückgang der Verbreitungsgebiete der Hummeln (Bombus), die zur Familie der Echten Bienen gehören, sei nicht nur für die Insekten selbst fatal. "Hummeln bestäuben viele Pflanzen, die Menschen und Tieren als Nahrungsquelle dienen", erklärt Richardson. "Wenn wir den Rückgang der Hummeln nicht stoppen, werden wir uns vielleicht höheren Nahrungsmittelpreisen, einer geringeren Vielfalt und anderen Problemen stellen müssen."

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