Ringelspiel im All

Taumelnder Neutronenstern entdeckt

Wissenschaft
21.04.2006 17:18
Wissenschaftler haben einen Neutronenstern beobachtet, der wie ein angestoßener Kreisel durchs All taumelt. Der RXJ0720.4-3125 genannte Stern rotiert schnell um seine eigene Achse und schwankt dabei hin und her. Den Drall hat er wahrscheinlich schon bei seiner Entstehung mitbekommen. Normalerweise gelten Neutronensterne als sehr stabil.

Neutronensterne sind Überbleibsel von so genannten Supernova-Explosionen. Bei dieser Himmelserscheinung explodiert ein Stern am Ende seiner Lebensdauer mit solcher Gewalt, dass er kurzzeitig so hell wie eine ganze Galaxie erstrahlt.

Im Zentrum eines solchen Ausbruchs kann dann ein Neutronenstern zurückbleiben, ein Himmelskörper, der für astronomische Begriffe winzig klein ist: Der Durchmesser von Neutronensternen beträgt im Schnitt nur etwa zwanzig Kilometer, die Masse entspricht jedoch dem bis zu 3-fachen der Sonnenmasse. Die Dichte eines Neutronensterns ist also extrem hoch.

Unerwartete Veränderungen
Allen Neutronensternen gemein ist, dass sie um ihre eigene Achse rotieren. Bisher gingen Astrophysiker davon aus, dass diese Rotation sehr stabil und gleichförmig ist. Doch jetzt beobachteten Frank Haberl und seine Kollegen vom Max- Planck-Institut für extraterrestrische Physik in dem rund 1.000 Lichtjahre entfernten Neutronenstern RXJ0720.4-3125 ein unerwartetes Schwanken in dem von ihm gesandten Röntgenlicht: In den vergangenen Jahren war das Spektrum dieser energiereichen Strahlung zunächst angestiegen und dann wieder gesunken.

Eigentlich würde eine solche Schwankung auf eine Veränderung der Oberflächentemperatur des Neutronensterns hinweisen. Doch dass sich diese Temperatur tatsächlich innerhalb weniger Jahre so stark verändern kann, halten die Wissenschaftler für unwahrscheinlich. Die Forscher glauben vielmehr, dass sich die Lage des Sterns im Raum verändert und der Himmelskörper ihnen daher einmal heißere und dann wieder kühlere Regionen seiner Oberfläche zuwendet. Warum der kosmische Kreisel jedoch ins Taumeln geraten ist, darüber können die Forscher bisher nur spekulieren. Vermutlich habe ihm die Supernova, die ihn hervorgebracht hat, einen kleinen Schubs gegeben.

Foto: Frank Haberl/Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik

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