Klare Steigerung

Studie zeigt: Rennpferde werden immer schneller

Wissenschaft
24.06.2015 12:40
Rennpferde sind in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten immer schneller geworden und werden weiter an Tempo zulegen. Das ist das Ergebnis einer Studie der britischen Universität Exeter. Bisher gingen viele Experten davon aus, dass die Geschwindigkeit der Tiere stagniere und ein Maximum erreicht sei. Entsprechende Untersuchungen werteten aber nur die Siegzeiten einer kleinen Zahl von Spitzenrennen über mittlere und lange Distanzen aus.

Für die Studie untersuchte ein Team um die Evolutionsbiologen Patrick Sharman und Alastair Wilson zahlreiche britische Rasen-Pferderennen von 1949 bis 2012. Zu den Daten gehörten das Jahr des Rennens, die Geschwindigkeit, die Methode der Zeitmessung, die Distanz, die Strecke, der Zustand des Bodens, die Zahl der Tiere sowie Alter und Geschlecht jedes Pferdes im Rennen. Insgesamt flossen so 616.084 Rennzeiten von 70.388 Tieren in die Studie ein, die in den :04 der britischen Royal Society veröffentlicht wurde.

Die Untersuchung ergab, dass sich die Geschwindigkeit der Pferde in den vergangenen gut 150 Jahren deutlich gesteigert hat und das vor allem in Rennen über kurze Distanzen. Eine genauere Analyse der Daten von 1997 bis 2012 lässt zudem darauf schließen, dass die Steigerung anhält, obwohl die Ausgleichsgewichte, mit denen gute Pferde in speziellen Rennen ausgestattet werden, um die Chancen schwächerer Tiere zu erhöhen, schwerer wurden. Der Zugewinn an Schnelligkeit entfällt dabei hauptsächlich auf Sprinter in kurzen Rennen.

Verbesserungen durch neuen Reitstil
Dabei ist die Entwicklung der Studie zufolge aber nicht linear: Sprunghafte Verbesserungen gab es vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts und dann wieder von 1975 bis in die frühen 1990er-Jahre. Die erste Geschwindigkeitssteigerung könnte darauf zurückzuführen sein, dass 1897 ein neuer Reitstil eingeführt wurde, bei dem die Jockeys in gekrümmter Haltung und mit kürzeren Steigbügeln reiten. Eine weitere Verkürzung der Steigbügel in den 1970er- und 80er-Jahren könnte das Tempo noch einmal angezogen haben, vermuten die Forscher. Gleichzeitig habe eine verstärkte Kommerzialisierung der Zucht stattgefunden, so dass die größere Schnelligkeit auch ein Ergebnis genetischer Verbesserung sein könnte.

Dass über mittlere und lange Strecken kaum Geschwindigkeit hinzugewonnen wird, könnte darauf hindeuten, dass in diesen Bereichen tatsächlich eine natürliche Grenze erreicht ist, so die Autoren. Ebenso sei es aber möglich, dass Züchter Geschwindigkeit vor Ausdauer bevorzugen. "In den vergangenen 30 Jahren herrschte Konsens darüber, dass die Geschwindigkeit von Pferden stagniert", fasst Sharman in einer Mitteilung zur Studie zusammen. Durch die Verwendung einer viel größeren Datenbasis als bisher habe dies widerlegt werden können.

Schneller vor allem bei Sprint-Distanzen
"Interessanterweise sind die Verbesserungen sowohl historisch als auch aktuell vor allem über Sprint-Distanzen zu beobachten", so Sharman weiter. Die Herausforderung sei nun, herauszufinden, ob es eine genetische Basis für die Geschwindigkeitssteigerungen gebe. Ebenso unklar ist zudem, ob und inwiefern verbessertes Training, neue Jockey-Taktiken oder andere Umweltfaktoren wirken.

Generell ist die Datenlage zum Tempo von Rennpferden unübersichtlich, da vor allem die historischen Zeiten umstritten sind. So gilt das 1764 geborene britische Rennpferd Eclipse als schnellstes Pferd der Welt. Der Hengst soll angeblich für die 7.190 Meter lange englische Rennstrecke 6:04 Minuten gebraucht haben, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 71,9 Stundenkilometern entsprechen würde.

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