Ehefrau packt aus

Verletzter Schubhäftling “sah fürchterlich aus”

Österreich
15.04.2006 14:44
Im Zusammenhang mit den Misshandlungsvorwürfen gegen drei Beamte der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) sind neue Vorwürfe gegen die Polizei aufgetaucht. Die geplante Abschiebung des Schubhäftlings Bakary J. (33) soll in mehreren Punkten nicht den Empfehlungen des beim Innenministerium eingerichteten Menschenrechtsbeirats entsprochen haben. Zudem hat Bakays Ehefrau bei einem Besuch im Gefängnis mit ihrem Handy ein Foto von den Verletzungen des Schubhäftlings gemacht (siehe Bild). Ihr verzweifelter Kommentar: "Es hat wirklich fürchterlich ausgeschaut."

Der aus Gambia stammende Mann sollte vergangenen Freitag von einem dreiköpfigen Polizei-Team in seine Heimat ausgeflogen werden, nachdem er zwei Jahre Haft wegen Drogenbesitzes verbüßt hatte und unmittelbar darauf in die Schubhaft überstellt worden war. Die WEGA- Beamten sollen Bakary J. nach seiner gescheiterten Abschiebung in eine Lagerhalle am Handelskai in Wien-Leopoldstadt gebracht, dort geschlagen und mit dem Umbringen bedroht haben.

amnesty international schaltet sich ein
Nach Informationen von amnesty international sollen weder Bakary J. noch seine Ehefrau, eine gebürtige Wienerin, über dessen Verbringung unterrichtet worden sein. Dem Mann sei mitgeteilt worden, dass er in zwei Stunden ausgeflogen werde. "Die Empfehlungen des Menschenrechtsbeirats nach der Causa Omofuma haben offensichtlich keine nachhaltige Wirkung gehabt", betonte der Generalsekretär von ai-Österreich, Heinz Patzelt.

Dieser Darstellung widersprachen der "Verein Menschenrechte Österreich" und der stellvertretende Wiener Landespolizeikommandant Karl Mahrer. "Das Schubhaftgespräch hat am Vortag stattgefunden", sagte Mahrer. Man habe dabei dem Mann "definitiv angeboten, Kontakt zu seiner Ehefrau aufzunehmen." Bakary J. habe sich allerdings "sehr aggressiv, sehr destruktiv" verhalten, so Mahrer.

Ehefrau: "Er sah fürchterlich aus"
Die Ehefrau von Bakary J. hat nach eigenen Angaben erst Freitag vergangener Woche von der geplanten Abschiebung ihres Mannes erfahren. Als sie ihren Mann einen Tag später im Polizeianhaltezentrum Hernalser Gürtel besuchte, habe sie seine Verletzungen im Gesicht mittels Handykamera dokumentiert, so die Wienerin. "Es hat wirklich fürchterlich ausgeschaut."

Am Samstag habe sie ihren Mann, mit dem sie zwei Kinder hat und seit 2000 verheiratet ist, zu Mittag im Besucherraum getroffen: "Dann hab ich ihn so vorgefunden", sagte die Frau mit Verweis auf die Handyfotos, die das verschwollene Gesicht zeigen. "Er hat geweint und panische Angst gehabt", berichtete sie von ihrem ersten Treffen nach dem Vorfall. "Er hat mir auch erzählt, dass er mit dem Auto angefahren worden sei, in einer Einzelzelle nichts zu essen, nichts zu trinken bekommen habe und auch keine medizinische Versorgung."

Gegen die Beamten wird ermittelt
Die Staatsanwaltschaft garantierte, dass Bakary J. bis zum Abschluss der gerichtlichen Ermittlungen - gegen die drei Beamten sind Vorerhebungen wegen Quälen eines Gefangenen und gefährlicher Drohung im Laufen - bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens im Land bleiben wird. Die Polizei hat Bakary J. mittlerweile wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt. Nikolaus Rast, der Anwalt des Schubhäftlings, erklärte dazu, sein Mandant habe zu keinem Zeitpunkt Widerstand geleistet.

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