Blutiger Wahlkampf

Drei Tote bei Doppelanschlag in der Türkei

Ausland
06.06.2015 14:36
Kurz vor der Parlamentswahl in der Türkei sind bei einem mutmaßlichen Doppelanschlag auf eine Veranstaltung der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP mindestens drei Menschen getötet worden. Bei einem der Toten handle es sich um einen 16-Jährigen. Nach Angaben von Ärzten wurden bei der Explosion am Freitag im südosttürkischen Diyarbakir mindestens 220 weitere Menschen verletzt.

Mindestens eine der beiden Explosionen wurde Sicherheitskreisen zufolge durch eine Bombe ausgelöst. Eine mit Kugellagern, Nägeln und anderen Metallteilen gefüllte Gasflasche sei detoniert, sagte der Vertreter der Sicherheitsbehörden der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Bisher gebe es keine Verdächtigen.

Davutoglu:"Angriff auf die Demokratie"
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte in der Nacht auf Samstag im Sender Star TV, die Ermittlungen gingen weiter. Es handle sich jedoch eindeutig um "Sabotage" und "Provokation". Weiter sagte er: "Das war nicht gegen eine Partei gerichtet, das war ein Angriff auf die Demokratie."

Augenzeugen berichteten, sie hätten Metallkugeln gefunden, wie sie auch in Sprengsätzen verwendet werden, um möglichst viele Menschen zu verletzen. Mehmet Sahin (37), der schwer verletzt wurde, sagte: "Natürlich war das eine Bombe. Am ganzen Körper habe ich Verbrennungen und Wunden." Krankenschwestern sagten der Deutschen Presse-Agentur, dass sie Splitterwunden behandeln mussten.

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, zunächst habe es eine kleine Detonation in einem Mülleimer gegeben. Kurz darauf eine große Explosion. Ein 58-Jähriger namens Burhan Kabak sagte: "Ich habe zwei Explosionen innerhalb von rund fünf Minuten gehört. Ich habe viele verletzte Menschen auf dem Boden gesehen. Da war so viel Blut."

Anhänger zur Ruhe aufgerufen
Der Co-Vorsitzende der HDP, Selahattin Demirtas, rief die Anhänger seiner Partei nach den Explosionen in Diyarbakir zur Ruhe auf. "Wir werden dieser Provokation nicht nachgeben", sagte er. Am Samstag protestierten rund tausend Menschen in der südosttürkischen Stadt. Sie hielten Transparente mit der Aufschrift: "Trotz allem Frieden". Die Detonationen hatten sich kurz vor einer Rede von Demirtas bei der HDP-Kundgebung ereignet.

An diesem Sonntag wählen die Türken ein neues Parlament. Die pro-kurdische "Demokratische Partei der Völker" tritt erstmals dabei an. Um in die Volksvertretung einzuziehen, muss die Partei die Zehn-Prozent-Hürde überwinden. Umfragen zufolge stehen die Chancen gut.

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