EU-Gesetze

“Das ist vorbei an der Realität”

Salzburg
21.04.2015 20:55
EU-Gesetze in der Gastronomie: Rauchverbot, Allergen-Informationen und Barrierefreiheit. Bernhard Huemer vom "Wernbacher" im Interview: Kein Verständnis für die Verordnungen.

"Krone": Herr Huemer, als Gastronom ist es Ihre Aufgabe, die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Doch auch die Regierung hat immer mehr Anforderungen an die Lokalbetreiber. Wie sehen Sie das Problem der Vorschriften?
Huemer: Die unzähligen Gesetze drängen uns dazu, mehr zu verwalten. Wir sind also keine Gastronomen mehr, sondern Schreibtisch-Arbeiter. Das ist für die Unternehmer in diesem Bereich alles andere als motivierend. Wir sind eine sehr wichtige Branche, die extrem viele Steuern bringt. Und trotzdem werden wir sehr Stiefmütterlich behandelt.

"Krone": Worin besteht für Sie als Gastronom das größte Problem?
Huemer: Die Vorschriften ändern sich meiner Meinung nach sehr schnell. Kaum wird eine Anordnung durchgeführt, steht schon die nächste an. Als Betreiber habe ich kaum mehr den Mut, etwas Neues auszuprobieren aus Angst, dass es dann wieder Verboten wird. Außerdem werden die Anordnungen ständig geändert.

"Krone": Wie verhält es sich mit Kontrollen und Strafen?
Huemer: Da wird ziemlich hart durchgegriffen. Ich finde Kontrollen zwar wichtig, aber es kommt darauf an, wie sie durchgeführt werden. Ich persönlich komme mir manchmal vor wie ein Verbrecher. 1.100 Euro musste ich wegen einer offenen Türe zwischen Raucher- und Nichtraucherbereich zahlen. Da wird eine ganze Branche kriminalisiert und das ist nicht fair.

"Krone": Das "Wernbacher" ist schon seit 2010 rauchfrei. Was halten Sie von der neuen Nichtraucher–Regelung?
Huemer: Das ist eine Pflanzerei. Denn wer schon bis 2016 umstellt, bekommt zehn Prozent vom Restbuchwert der Umbauten als Prämie vom Staat. Dass die Investitionen aus den Jahren 2008 bis 2010 aber bei den meisten Betrieben bereits fast abbezahlt wurden, ist klar. Die Prämie ist also ein Witz.

"Krone": Wo sehen Sie das größte Problem der neuen Regelung?
Huemer: Es gibt meiner Meinung nach noch viele ungeklärte Fragen. Zum Beispiel, wer für die Raucher vor der Lokaltüre verantwortlich ist. Der Gastronom, die Stadt oder der Raucher selbst. Das gehört dringend geklärt. Da fordert auch die Wirtschaftskammer Rechtssicherheit.

"Krone": Bis Anfang 2016 sollen alle Gastronomiebetriebe barrierefrei sein – was halten Sie davon?
Huemer: Das ist quasi unmöglich. Wir sind hier in einer Altstadt. Viele Gebäude sind Denkmalgeschützt und nur über Treppen zugänglich. Bei uns sind wirklich alle Gäste willkommen. Aber da beißt sich die Katze selbst in den Schwanz.

"Krone": Wie stehen Ihre Kollegen zu den Verordnungen?
Huemer: Viele spielen mit dem Gedanken alles hin zu schmeißen. Immerhin werden uns immer wieder Steine in den Weg gelegt. Sollte es noch schlimmer werden, muss auch ich mich damit auseinander setzen. Denn wir alle haben zu viele Abgaben. Die Einkäufe werden teurer und die Gäste können sich unsere Produkte nicht mehr leisten.

"Krone": Was wäre Ihrer Meinung nach eine gute Lösung?
Huemer: Es wäre schön, wenn wir einige Dinge auch noch selbst entscheiden dürfen. Es sollte alles im richtigen Maß passieren. Wir investieren alle gerne in unsere Lokale. Früher hat es auch funktioniert und niemand hat sich beschwert.

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