Vertrauen verloren

Putin will Russlands Wirtschaft von EU abnabeln

Ausland
14.04.2015 20:32
Der russische Präsident Wladimir Putin will sein Land jetzt von der EU unabhängiger machen. Wegen der im Ukraine-Konflikt verhängten Sanktionen haben weite Teile der russischen Bevölkerung das Vertrauen in Europa verloren, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Moskau, Dietmar Fellner.

Noch beziehen die Russen rund 60 Prozent ihrer Importe aus der EU. Geht es nach Putin, soll sich das ändern. Fellner: "Ich habe noch nie so viele Chinesen in Moskau gesehen. Sie kommen als Touristen und als Kapitalgeber." Bis vor einem Jahr durften Chinesen dort gar nicht investieren, jetzt sind sie hochwillkommen und finanzieren etwa Zellulosewerke.

Heimische Exporteure haben es jetzt schwer
Putins großer Traum ist, vom Westen autark zu werden. Für in Russland produzierte Smartphones macht er sich stark, eine neue russische Fast-Food-Kette als Alternative zu McDonald's wird subventioniert. Am wichtigsten ist ihm der Aufbau eigener Industriesparten.

Österreichische Betriebe, die Waren verkaufen wollen, haben es sehr schwer. Die Exporte nach Russland sanken 2014 um 8 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro, für heuer wird ein Einbruch von 25 Prozent erwartet. Fellner: "Nach Sanktionen und Handelsembargo gilt für unsere Firmen: mitgefangen, mitgehangen. Aber man schätzt in Russland, dass wir im Konflikt nicht die Scharfmacher spielen."

Am Donnerstag lotet eine österreichische Wirtschaftsdelegation aus, ob es im Zuge der Vorbereitungen für die Fußball-WM 2018, die in Russland stattfindet, doch noch Chancen auf Aufträge für Austro-Firmen gibt.

Sanktionen des Westens treffen die Falschen
Die Sanktionen des Westens – etwa, dass russische Banken kein Kapital mehr bekommen – treffen laut Fellner die Falschen. Kleinbetriebe erhalten keine Kredite mehr oder wenn, dann zu Jahreszinsen von 23 bis 25 Prozent. Fellner: "Wer kann sich das leisten?" Der Staat habe aber noch 380 Milliarden Dollar zur Verfügung, mit denen er z.B. staatliche Betriebe unterstützen kann.

Armut in der Ukraine und in Russland steigt
Fellner und der Wirtschaftsdelegierte in der Ukraine, Hermann Ortner, hoffen, dass der Waffenstillstand in der Ostukraine hält. Allerdings traut sich keiner, Prognosen abzugeben. Fest steht: In beiden Ländern droht jetzt ein Anstieg der Armut. Ortner: "Die Ukraine ist bereits eines der ärmsten Länder Europas, die meisten verdienen nur 200 bis 300 Euro im Monat. Und nun verteuern sich die Energiepreise auch noch um einige Hundert Prozent. Über der Ukraine hängt ein großes Damoklesschwert..."

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