Diesmal in Graz

Josef Hader: “Der Brenner traut sich mehr als ich”

Kino
07.03.2015 08:00
"Jetzt ist schon wieder was passiert...": In der Wolf-Haas-Verfilmung "Das ewige Leben" brilliert Josef Hader einmal mehr in seiner Paraderolle Simon Brenner. So fertig war der Kultkieberer noch nie!

Sie sind so etwas wie Alpenrepublik-Blockbuster, die Verfilmungen der Brenner-Krimis unter der Regie von Wolfgang Murnberger. Nach "Komm, süßer Tod", "Silentium" und "Der Knochenmann" ist Simon Brenner, der verkrachte Polizist und Privatdetektiv – und mit ihm Josef Hader –, im Kino zurück. "Das ewige Leben", so der aktuelle Regie-Genie- und Drehbuch-Streich des Kreativ-Trios Hader-Haas-Murnberger führt uns nach Graz, wo Brenner mittel- und illusionslos gestrandet ist.

"Lustig samma – Puntigamer", so ein bierseliger Spruch, der Brenners nunmehrige Bezirkskoordinaten definiert. Da haust er dann also – in Puntigam, teilt sein Dosenfrühstücksfleisch mit einem streunenden Kater und hat plötzlich einen Mullverband rund um den Schädel, Diagnose: Kopfschuss. Der Sockenschuss bleibt unbehandelt. Eine Jugendtorheit hängt dem Brenner nach. Ein Freundespakt wird brüchig. Ein Kumpel ist tot. Und von Plakatwänden grüßt Arnie sakrisch stark. Muskeln hat er keine, der Brenner. Aber Trotz und Wut halten ihn zusammen.

Wie Josef Hader, der große Kabarettist, Schauspieler und Autor, diesen schrulligen Charakter spielt, hat fast schon was von einer Passionsgeschichte.

"Krone": Wieso geht es dem Brenner in "Das ewige Leben" so dreckig?
Josef Hader: Weil es vom Zeitpunkt her passt. Zwischen fünfzig und sechzig hinterfragt man Lebensentwürfe. Manche haben's geschafft, andere nicht. Und sozialer Aufstieg passt irgendwie nicht zum Brenner.

"Krone": Färbt der Brenner, also seine Figur, ab?
Hader: Es ist ein Prozess der Annäherung – von beiden Seiten! Der Brenner ist sicherlich ein stärkerer Charakter, als ich es bin. Der traut sich mehr als ich. Ich bin ja leider mehr ein Weichei. Konfliktscheu eben.

"Krone": Gibt es Drehtage, vor denen man sich fürchtet, auch wenn einem der Part so vertraut ist?
Hader: Der Kopfschuss hat mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet. Wie spielt man das, wenn sich einer vor lauter Kopfweh in den Schädel schießt – nur damit's aufhört oder anders wehtut? Noch dazu hab' ich nie Kopfweh!

"Krone": Brenners Heimkehr nach Graz ist problematisch. Ist Zurückkommen generell schwierig?
Hader: Eigenartigerweise hat man immer das Gefühl, sich vor allen rechtfertigen zu müssen in Sachen Lebensbilanz. Wie beim Klassentreffen. Brenners Graz-Besuch ist so etwas wie ein Klassentreffen in Endlosschleife.

Krimi-Autor Wolf Haas meinte einmal, der Erzählsound der Brenner-Bücher sei das, was für die E-Gitarre der Verstärker sei. Wie Josef Hader Brenners Lebensdissonanzen orchestriert, ist großes, kriminell gutes Kino.

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