Bei den Pekaris handelt es sich um eine lebensraumgestaltende Art. Das heißt, ihr Wirken beeinflusst die Lebensbedingungen für andere Arten mit. Dass Pekaris und Pfeilgiftfrösche im Ökosystem miteinander in Verbindung stehen, ist schon länger klar. Eva Ringler, Walter Hödl und Max Ringler von den Departments für Integrative Zoologie und Kognitionsbiologie der Universität Wien haben nun in einem über vier Jahre laufenden Feldexperiment anhand von Pfeilgiftfröschen der Art Allobates femoralis gezeigt, wie stark diese Beeinflussung sein kann.
Diese Frösche legen ihre Eier an Land auf Laub ab, wo sich der Nachwuchs über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen entwickelt. Erst dann tragen die etwa zwei Zentimeter kleinen und zwei Gramm leichten Männchen die Kaulquappen huckepack ins Wasser. Dafür benötigen die Frösche stehende Gewässer, die zum Teil von anderen Tieren erzeugt werden. Bei den Tümpeln und Lacken handle es sich jedenfalls um eine limitierte Ressource, so Max Ringler.
Schweine graben Boden auf
Weil sie im Boden nach Nahrung suchen und dabei Eintiefungen hinterlassen, sind Pekaris quasi ideale Lackenproduzenten. In dem etwa fünf Hektar großen Areal, in dem die Forscher ihre Untersuchung durchführten, gibt es aber - im Gegensatz zu anderen Gebieten Französisch Guyanas - keine Pekaris, sagte Eva Ringler. In ihrem Experiment übernahmen deshalb die Wissenschaftler, zahlreiche Helfer und Studenten die Aufgabe der Pekaris und gruben 30 zusätzliche Wasserstellen mit einem Durchmesser von etwa 30 Zentimeter und 20 Zentimeter Tiefe in den Regenwaldboden ein. In den beiden Jahren nach dieser Manipulation des Lebensraums verdoppelte sich die Anzahl der Frösche in dem Gebiet nahezu.
"Das Spezielle an unserem Ansatz ist, dass wir mithilfe von Elternschaftsanalysen nachweisen konnten, wo dieses Plus an Individuen herkommt. Können die Frösche das Wasser 'riechen' und strömen Frösche aus benachbarten Populationen in unser Gebiet, weil es da jetzt so tolle Pools gibt? Oder vermehren sich die bereits ansässigen Tiere einfach stärker? Letzteres war der Fall", erklärte die Forscherin.
"Artengemeinschaften betrachten"
Diese Pfeilgiftfrosch-Art sei zwar nicht akut vom Aussterben bedroht, würde es allerdings um den Schutz dieser Tiere gehen, zeige das Ergebnis, "dass man ganze Artengemeinschaften und Ökosysteme betrachten muss und es nicht reicht, einfach Schutzmaßnahmen auf einzelne Tierarten zu beschränken". Genau dieses komplexe Zusammenspiel der einzelnen Organismen und die Erkenntnis, wie sehr das Drehen an einem Rad das gesamte System beeinflussen kann, ist laut Ringler "noch wenig in den Köpfen verankert".
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