Filmreifer Coup

Klageflut gegen Fantasie- Airline in Salzburg

Österreich
10.03.2006 16:46
Es war ein Erfolgsfilm: "Catch me if you can!" Hollywood-Star Leonardo DiCaprio narrte die Polizei als falscher Pilot. Ein junger Salzburger hat sein eigenes Drehbuch geschrieben: Er erfand eine ganze Fluglinie, die "Royal Flight Aviation". Jetzt rollt eine Klagsflut auf ihn zu: 17 Anzeigen, der Schaden liegt bei 500.000 Euro.

Jürgen W. (29), wohnhaft in Golling, ging es wie dem Filmhelden: Er wurde von der Polizei ausgeforscht, die "Krone" berichtete. Der Salzburger wollte eine Luxus-Fluglinie aus dem Nichts aufziehen. Vier Stück Airbus waren schon bestellt, mit Werksflügen für Firmenpersonal oder Ski-Charter-Verbindungen wollte er den großen Wurf landen. Firmen-Niederlassungen in Italien, Frankreich und den USA hatte er gegründet, auch in Salzburg mietete er ein Büro an.

"Seine Marketingkonzepte dürfte er aus der Schublade einer deutschen Fluglinie gestohlen haben", sagt Kriminalist Andreas Fleischhacker. Denn W. war halbtags bei einer Airline beschäftigt und knüpfte so die nötigen Kontakte. Für die künftigen "Mitarbeiter" war ihm nichts zu teuer. Die Ausbildung fand in einem Fünf-Sterne-Hotel statt. Doch die Rechnungen mussten die Teilnehmer selbst zahlen.

Leben in Saus und Braus
Dann flog der Schwindel auf. „Im Herbst standen zwei Detektive vor mir und erzählten mir von dieser Fluglinie“, erinnert sich Karl Frank (29), früherer Firmenpartner von W. „Ich fiel aus allen Wolken!“ Frank hatte den Salzburger beim Informatik-Studium kennen gelernt. Gemeinsam entwickelten sie Optimierungsprogramme für Flughäfen. 2001 gründeten sie eine Firma.

„Alles lief viel versprechend. Doch dann gab Jürgen viel Geld für teure Autos aus und bezahlte keine Rechnungen mehr“, weiß Frank, der seine Firmenanteile rechtzeitig an seinen Kollegen verkaufte. Doch auf die 23.000 Euro wartet er noch heute. Insgesamt entstand durch die Airline-Pläne ein Schaden von rund 500.000 Euro. Manche Piloten stehen und vor den Trümmern ihrer Existenz. 17 Opfer in Österreich haben Forderungen geltend gemacht. Betrogene gibt es freilich mehr.

Von Max Grill (Kronen Zeitung)

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele