Messdaten analysiert

Meeresspiegel ab 1993 stärker als zuvor gestiegen

Wissenschaft
14.01.2015 19:46
Der Meeresspiegel ist im 20. Jahrhundert insgesamt weniger stark gestiegen als bislang angenommen, ab 1993 dafür aber erheblich stärker als in den Jahrzehnten zuvor. Das berichteten US-Forscher nach einer Neuauswertung Messdaten im britischen Fachblatt "Nature".

Veränderungen des globalen Meeresspiegels werden vor allem mit Hilfe von Messdaten von Gezeitenpegeln errechnet. Einige Messstationen zeichnen schon seit dem 18. Jahrhundert die Pegelstände auf. Allerdings sind die Stationen insgesamt rar und vor allem in Küstennähe und auf der Nordhalbkugel zu finden. Oft sind die Aufzeichnungen auch lückenhaft, sodass die Zuverlässigkeit der Ergebnisse insgesamt beeinträchtigt ist. Bei bisherigen Berechnungen waren Experten auf einen jährlichen Anstieg des Meeresspiegels von etwa 1,6 bis 1,9 Millimetern pro Jahr gekommen.

Diese Werte schienen einigen Fachleuten zu hoch, weil die einzelnen Quellen für den Anstieg des Meeresspiegels - das Schmelzen von Gletschern und Eisflächen, die wärmebedingte Ausdehnung des Wassers und eine veränderte Speicherung an Land - nur einen geringeren Anstieg erklären können. Die Neuberechnung der Forscher um Carling Hay von der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) könnte diesen Widerspruch auflösen.

Neubewertung von Messdaten
Die Forscher hatten die Messdaten nach einer sogenannten Kalman-Glättung neu bewertet. Diese mathematische Methode erlaubt es, räumlich und zeitlich unvollständige Datensätze unter bestimmten Wahrscheinlichkeitsannahmen zu analysieren. Dabei wurden sowohl die gemessenen Pegelstände als auch die dem Anstieg zugrundeliegenden Prozesse berücksichtigt.

Die Neuberechnung kommt für die Jahre zwischen 1901 und 1990 zu einem jährlichen Anstieg des Meeresspiegels von etwa 1,2 Millimetern. Dieser Wert schließe die bisherige Lücke im Meeresspiegel-Budget und decke sich gut mit den Berechnungen zu den Mengen, die aus den unterschiedlichen Quellen frei werden. Mit Tests bestätigten die Wissenschafter, dass wahrscheinlich die Knappheit und das Fehlen von Datensätzen für die bisher höheren errechneten Werte verantwortlich sind.

Größere Gefahren für Küstenbewohner
Für die Jahre zwischen 1993 und 2010 kommen die Forscher auf einen Anstieg von jährlich etwa drei Millimetern. Dies decke sich mit den bisherigen Berechnungen. Die Diskrepanz zwischen dem Anstieg im Großteil des 20. Jahrhunderts und den vergangenen Jahrzehnten sei mithin größer als bisher angenommen - der Meeresspiegel scheint also seit 1993 noch stärker zu steigen als bereits vermutet. Dies müsse bei Vorhersagen zum künftigen Anstieg berücksichtigt werden, schrieben die Wissenschafter.

Der Anstieg des Meeresspiegels bedroht vor allem die Bewohner kleiner Inselstaaten, die oft nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegen, warnte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) kürzlich auf einer Konferenz. Außerdem machen höhere Meeresspiegel Küstenbewohner anfälliger für Flutwellen, etwa infolge von tropischen Stürmen. Darauf wies unter anderem die Weltwetterorganisation WMO hin.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele