Geiseldrama

“Krone”-Reporter vor Ort: Der Tag danach in Sydney

Ausland
16.12.2014 11:08
In Australiens größter Stadt Sydney wird nach dieser Nacht nichts mehr sein wie es je war. Viele Einwohner gehen zwar wieder ganz normal ihren Geschäften nach, doch das Drama ist überall. Lachende Gesichter unter den sonst stets vergnügten Australiern sucht man vergebens, im Fernsehen wird nach wie vor auf Dauerschleife von dem Geiseldrama berichtet.

Der Mittelpunkt der Trauer findet sich natürlich am Martin Place. Zwar ist der Bereich unmittelbar um das Lindt-Café noch abgesperrt. Weiter unten auf dem Platz haben sich aber schon seit den frühen Morgenstunden Hunderte Menschen eingefunden, um die Opfer zu beklagen. Und das ist nur der Anfang. Im Lauf des Tages finden sich Abertausende Personen ein, legen Blumen nieder und schreiben eine Nachricht in die offiziellen Kondolenzbücher. Einige gehen eigens umher und bieten Taschentücher an - die viele Leute auch dringend gebrauchen können, denn verständlicherweise lassen sie den Tränen freien Lauf.

Auch Österreichs Doppel-Olympiasieger Roman Hagara, der nach seiner Teilnahme an der Extreme Sailing Series noch in der Stadt weilte, war von dem Geschehen gerührt: "Es ist tragisch, dass diese Geschichte so bitter enden musste."

"Ganz Australien muss jetzt zusammenhalten"
Nach und nach treffen dann die Honoratioren von Stadt und Staat ein. Generalgouverneur Peter Cosgrove, Mike Baird, seines Zeichens Premier des Bundesstaates New South Wales, und am Nachmittag auch der aus Canberra eingeflogene Regierungschef Tony Abbott. Alle legen Blumen nieder und richten ein paar Worte in die Dutzenden Kameras. Die Botschaft ist stets dieselbe: "Wir sind erschüttert. Ganz Australien muss jetzt zusammenhalten. All unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien."

Vielgefragte Persönlichkeiten sind auch die Führer der islamischen australischen Gemeinden. Sie und ihre Glaubensbrüder und -schwestern könnten vor allem in der Folge betroffen sein. Silma Ihram von der Australian Muslim Womens Association betete an Ort und Stelle für die Opfer. "Wir hoffen, dass die australische Bevölkerung sieht, dass dies nichts mit den Muslimen an sich zu tun hat, sondern dass dies jemand war, der offensichtlich geistig nicht gesund war."

"Nicht wegen der Tat eines Irren eine ganze Religion hassen"
Die Anwältin Mariam Veiszadeh bedankt sich für die Unterstützung, die Australiens Muslime durch die Aktion "I'll ride with you" erhalten: "Alle Australier machen bei dieser Tragödie den Schulterschluss. Und sie haben bereits bewiesen, dass sie besser sind als wegen der Tat eines Irren eine ganze Religion zu hassen."

Eine besondere Geschichte hat auch der 50-jährige Adam Takach zu erzählen. 1988 emigrierte er mit seiner Frau Sandra aus dem Libanon und wanderte in Australien ein. In ihrem Geburtsort war ihnen die Lage zu gefährlich. Doch nun hat der Schrecken des Terrorismus sie auch in Sydney eingeholt. Sie und alle Australier.

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