Jump'n'Run-Hit

Fast wie eine Zeitreise: “Shovel Knight” im Test

Spiele
07.12.2014 09:00
Manche Spiele-Genres wie Jump'n'Runs und Echtzeitstrategie werden von den großen Publishern heute recht stiefmütterlich behandelt. Zumindest im Jump'n'Run-Bereich gibt es nun aber einen Lichtblick: Mit "Shovel Knight" hat der unabhängige Entwickler Yacht Club Games ein Spiel im Programm, bei dem man sich in die Blütezeit des Genres versetzt fühlt und Spaß hat wie zu besten 8-Bit-Zeiten. krone.at hat das sympathische Retro-Hüpfspiel getestet.

Wer die gute alte Zeit Anfang der Neunziger vermisst, in der Konsolen wie Nintendos NES die Wohnzimmer bevölkerten und großartige Jump'n'Runs wie "Super Mario Bros." die Spielerherzen höherschlagen ließen, der ist beim über Kickstarter finanzierten "Shovel Knight" goldrichtig. Dem Indie-Game gelingt das Kunststück, den Charme der Vergangenheit auf moderner Hardware auferstehen zu lassen und dabei auch spielerisch zu überzeugen.

Klassische "Ritter rettet Liebste"-Handlung
Aber zunächst zur Handlung: In "Shovel Knight" geht es, wie der Name schon sagt, um einen eher ungewöhnlichen Ritter. Statt eines Schwerts führt "Shovel Knight" nämlich eine Schaufel als Waffe. Das war's aber mit den Experimenten. Der Rest der Handlung entspricht den gängigen Genre-Klischees und schickt den Helden in ein episches Abenteuer, bei dem Raubritter und Drachen besiegt, die Geliebte gerettet und eine böse Zauberin besiegt werden müssen.

Das spielt sich genau so, wie man es sich von einem Retro-Jump'n'Run erhofft. Der Schaufelritter wird präzise und flüssig durch die 2D-Welten gesteuert, mit seiner Schaufel haut er Feinde k. o. und gräbt sich an vermeintlich unerreichbare Stellen des Levels vor. Und wenn's hart auf hart kommt, beherrscht er einen mächtigen Spezialangriff, bei dem der Ritter aus vollem Sprung mit der nach unten gerichteten Schaufel auf seinen Gegner hüpft. Überlebt der Gegner, hüpft der Ritter abermals empor und wiederholt den Special Move. Dagobert Ducks Spazierstock aus "Ducktales" lässt grüßen.

So einfach das Spielkonzept ist, so unterhaltsam wurde es umgesetzt. Immer wieder stößt der Schaufelritter im Verlauf seiner Reise auf Geheimnisse und interessante Bossgegner – etwa verschiedenste böse Ritter, Fabelwesen wie Drachen und Riesen oder Geister. Anspruchsvolle Hüpfpassagen, bei denen es auf Präzision ankommt, lockern die Kämpfe gegen die Feinde des Schaufelritters angenehm auf.

Tolle Retro-Optik, Sound mit Ohrwurmqualtäten
Als besonders gelungen darf man die optische und akustische Umsetzung des Ritter-Abenteuers bezeichnen. Die bunte und bewusst grobpixelig gehaltene Grafik passt zum Retro-Gameplay von "Shovel Knight" wie die Faust aufs Auge und wurde mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Prächtige Hintergründe, stimmungsvolle Texturen, trotz Detailarmut sympathische Charaktere – wer sich darauf einlässt und keine modernen grafischen Höchstleistungen erwartet, wird mit "Shovel Knight" viel Freude haben und sich nach einer Weile tatsächlich in jene Zeit zurückversetzt fühlen, in der Jump'n'Runs Hochkonjunktur hatten.

Erfreulich: Die im Laufe der Jahre massiv gestiegene Auflösung moderner Monitore und TV-Geräte nutzt das Game trotzdem aus, es sieht also auf aktuellen Bildschirmen nicht so grobkörnig aus wie es Spiele tun, die tatsächlich aus der 8-Bit-Epoche stammen.

Ebenso gelungen wie die Grafik ist der Sound von "Shovel Knight". Der treibende MIDI-Soundtrack macht die Illusion, in der Zeit zurückgereist und wieder in die 8-Bit-Ära eingetaucht zu sein, perfekt. Die Spielmusik von "Shovel Knight" entfaltet bisweilen sogar ähnliche Ohrwurm-Qualitäten wie alte Songs aus Nintendo-Klassikern. Dass die Soundkulisse insgesamt dezent gehalten wird, sich die Palette der Effekte in Grenzen hält und es keine Sprachausgabe gibt, werten wir als bewusst und treffsicher eingesetztes Stilmittel. So war das nun mal damals.

Fazit: Mit "Shovel Knight" haben die Entwickler von Yacht Club Games ein Spiel erstellt, das den Charme alter NES-Klassiker gekonnt und kompromisslos in die Gegenwart holt. Es erfreut mit seinem ungewöhnlichen Helden, exzellenter Spielbarkeit und einer großartigen optischen und akustischen Umsetzung. Selbst in der Blütezeit des Genres wäre das unterhaltsame Abenteuer aufgefallen, weil es mit so viel Liebe zum Detail aufwartet. Wer die 8-Bit-Ära erlebt hat, sollte allein schon aus Nostalgie einen Blick auf das Abenteuer des Schaufelritters werfen. Und wer sie nicht erlebt hat, kann sich dank "Shovel Knight" jetzt auf moderner Hardware bestens mit ihren alten Tugenden vertraut machen.

Plattform: 3DS, PC, Mac, Linux, Wii U (getestet)
Publisher: Yacht Club Games
krone.at-Wertung: 9/10

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