"Voll krass", "echt fett" oder "urkeksi" würden in Medien und auch der Wissenschaft als aktuelle Besonderheiten von Kommunikation unter Jugendlichen genannt. Dabei werde - vor allem - dem schnelllebigen Vokabular Beachtung geschenkt. Doch schnell sind manche Wörter schon wieder Schnee von gestern und müssen neuen Ausdrücken Platz machen. "Ob es auch auf anderen sprachlichen Ebenen, etwa im Satzbau, bestimmte sprachliche Muster gibt, die von Jugendlichen in Österreich verwendet werden, wurde bisher kaum erforscht", schilderte Projektleiter Arne Ziegler.
Freizeitkommunikation von Jugendlichen untersucht
Ziegler und sein Team am Institut für Germanistik haben in den vergangenen 14 Monaten die Freizeitkommunikation von Jugendlichen in den Landeshauptstädten als auch neun ländlichen Regionen aufgenommen. Anhand dieser Gesprächsproben wollen sie Einflüsse des Dialekts aber auch der Migration auf die Grammatik der Sprache von Teenagern untersuchen.
Zu den Gesprächsproben der Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren kommen weitere Aufnahmen von Gesprächssituationen unter Erwachsenen, um Charakteristika der Sprache von jungen Leuten überhaupt von der "Erwachsenensprache" abgrenzen zu können.
Erste Ergebnisse gibt es bereits: So habe sich gezeigt, dass Erkenntnisse aus dem Schweizer oder deutschen Raum zur Jugendsprache nicht vorbehaltlos auf Österreich übertragbar seien. Phrasen wie "Gehen wir Stadtpark" würden beispielsweise in Deutschland in ethnisch gemischten Jugendgruppen verwendet. In einigen österreichischen Regionen hingegen seien solche Richtungsangaben ohne Vorwort auch von Erwachsenen verwendeter Bestandteil des Dialekts.
Einfluss von Migrationssprachen in Städten festgestellt
Grundsätzlich habe sich gezeigt, dass dialektal beeinflusste Varianten in den ländlichen Gegenden Österreichs eine große Rolle spielen. In Städten hingegen - vor allem in Wien - lasse sich ersten Stichproben zufolge ein deutlicher Einfluss von Migrationssprachen feststellen, der teilweise den Dialekt ersetze. "Eine Jugendsprache, die für ganz Österreich gelten würde, gibt es nicht", so Ziegler.
Ergebnisse für Sprachunterricht künftig relevant
Die Ergebnisse der Forschungen sollen auch in die didaktischen Unterlagen für den "Deutsch als Zweitsprache"-Unterricht einfließen. "Bis dato gibt es kein authentisches mündliches Material, was gerade in Österreich und Süddeutschland für Fremdsprachige ein Problem ist. Die Leute verstehen die regionalen Varianten nicht, weil sie einen anderen Standard erlernt haben", so der Germanist.
Andererseits könnte sich der deutschsprachige Grammatikunterricht künftig auch an der real existierenden sprachlichen Varianz, das heißt am realen Sprachgebrauch und nicht mehr wie bisher nur an der wie auch immer verstandenen "sprachlichen Norm", orientieren.
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