Prozess in Wien

Ex-BZÖ-Chef Westenthaler: “War der Harry Potter”

Österreich
17.10.2014 22:59
"Ich war der Harry Potter. Ich hab alle getäuscht. Das ist ja surreal": Mit diesen Worten hat sich Ex-BZÖ-Obmann Peter Westenthaler am Freitagabend in der "ZiB 2" gegen die Vorwürfe gewehrt, die derzeit am Straflandesgericht Wien verhandelt werden.

Gleich zweifach angeklagt ist der ehemalige BZÖ-Politiker: Zum einen soll er in seiner Funktion als Bundesliga-Vorstand eine Million Euro an Fördergeld für das Projekt "Challenge 2008" (mittels Budgetüberschreitungsgesetz 2003 beschlossen) für ausstehende Finanzschulden des Vereins verwendet haben, zum anderen soll er zum Festhalten des Gewinnspielmonopols beigetragen und dafür über die Werbeagentur "Orange" mittels Scheinrechnung 300.000 Euro von den Österreichischen Lotterien für den BZÖ-Wahlkampf 2006 lukriert haben.

Zum ersten Anklagepunkt legte der Ex-BZÖ-Politiker beim Prozessauftakt am Freitag mittels Powerpoint-Präsentation vor, dass ihn "der Hammer" traf, als er nur einen Tag nach Bestellung als Vorstand von den Millionenschulden erfahren hatte. Dass die Bundesliga nur über ein Konto verfügt hatte, über das alles lief - von Einnahmen aus TV-Geldern bis Schuldentilgung: "Wenn Sie so wollen, ist das eine Geldmischmaschine."

"Ich fühle mich nicht als Opfer der Justiz"
Eine politische Motivation hinter der Anklage gegen ihn sieht der Ex-BZÖ-Chef aber nicht."Ich fühle mich nicht als Opfer der Justiz", stellte er am Abend auf eine entsprechende Frage von ORF-Nachrichtenmoderatorin Lou Lorenz-Dittelbacher klar. In dem Prozess gebe es nach seinen Worten derzeit "sehr viel Vermutung und wenig Beweis". Er fühle sich jedenfalls "vollkommen unschuldig", so Westenthaler.

Lorenz-Dittelbacher bemühte sich dann in der "ZiB 2", ihrem - aus seiner Polit-Zeit TV-erprobten - Gegenüber Details zum erst am Montag auf dem Verhandlungsprogramm stehenden zweiten Anklagepunkt zu entlocken. Mit der "Scheinrechnung" sollen der langjährige Chef der Casinos Austria, Leo Wallner, und Westenthaler - damals BZÖ-Chef - die Lotterien geschädigt haben. Das neunseitige Gutachten zum Thema "Responsible gaming" soll ein enger Mitarbeiter Westenthalers übers Wochenende "zusammengegoogelt" haben - laut einem Sachverständigengutachten war es niemals 300.000 Euro sondern höchstens 15.000 Euro wert.

"Für die Finanzen war ich nicht zuständig"
Er habe "keinerlei Infos gehabt, "dass dafür überhaupt Geld bezahlt wird", verteidigte sich Westenthaler in der "ZiB 2", betonte aber zugleich, zu dem Thema vor dem zweiten Prozesstag nicht viel mehr sagen zu können bzw. zu wollen. Gänzlich Schweigen konnte er allerdings auch nicht. "Ich war der politische Kopf (damals der Spitzenkandidat des BZÖ). Für die Finanzen war ich nicht zuständig", wiederholte er mehrmals - und erklärte schmunzelnd: "Ich war der Harry Potter. Ich hab alle getäuscht. Das ist ja surreal."

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