Streit in Berlin

Behörde: Hund soll sterben, nur weil er alt ist

Tierecke
15.10.2014 09:48
In Berlin kämpft Elena Kasianova seit Wochen erbittert um das Leben ihres Hundes "Borches". Der Rüde ist mehr als 17 Jahre alt und zeigt die typischen Alterserscheinungen. Nach der Anzeige eines Nachbarn rückte im September schließlich das Veterinäramt an und entschied trotz eines gegenteiligen Tierarzt-Gutachtens, dass Borches leiden würde und eingeschläfert werden müsse. "Es geht ihm gut - lasst ihm seinen Lebensabend", fleht die verzweifelte Hundebesitzerin.

Elena Kasianova ist Mitte 40, hat zwei Kinder und lebt in Berlin. Vor fast 17 Jahren fand sie ihren Hund Borches als kleinen Welpen unter einer Bank in Moskau. Der Hund lag im Sterben, Kasianova rettete ihm das Leben und päppelte ihn auf - schließlich zog sie mit der Familie nach Deutschland. Borches verbrachte dort 17 schöne Lebensjahre.

Frauchen hilft altem Hund im Alltag
Mittlerweile leidet der Rüde unter den typischen Alters-Wehwehchen: Er kann nicht mehr so gut sehen und hören, braucht ein wenig Zeit zum Aufstehen und geht langsam. Sein Frauchen hilft ihm, wo sie nur kann. Elena Kasianova: "Will er nach draußen, trage ich ihn die Treppe runter und dann wieder hoch. Ich serviere ihm sein Futter in kleinen Häppchen. Irgendwann soll unser Borches friedlich im eigenen Bett oder in meinen Armen einschlafen."

Nachbar zeigte "Tierquälerei" an
Doch ein neuer Nachbar erstattete Anzeige, nachdem er Frauchen und Hund im Treppenhaus gesehen und den Zustand des Vierbeines als "Tierquälerei" eingestuft hatte. Und tatsächlich klingelte kurze Zeit später das Veterinäramt bei Elena Kasianova: "Sie sagten, der Hund sei mager, hätte schlechte Zähne und könne nicht alleine laufen, also leide er." Zum großen Entsetzen der Hundehalterin wurde noch an Ort und Stelle die zwangsweise Einschläferung angeordnet.

Amtstierärzte befahlen Tötung von Borches
"Mein Hund leidet nicht. Er geht jeden Tag zwei Stunden spazieren, dafür gibt es Zeugen. Er frisst gern und bekommt Medikamente von seiner Tierärztin, er hat keine Schmerzen", beteuert Kasianova verzweifelt. Doch die Beamten blieben bei ihrem Urteil und räumten ihr 20 Stunden ein, um Borches töten zu lassen. "Da kommen zwei fremde Leute ins Haus und befehlen dir, jemanden, der seit 17 Jahren ein liebes Familienmitglied ist, töten zu lassen - und wenn man sich weigert, kommen sie und töten ihn selbst", schüttelt die Hundefreundin den Kopf.

Gutachten: Hund muss nicht eingeschläfert werden
Die Tierärztin von Borches fertigte schließlich nach einer einstündigen Untersuchung ein Gutachten an. Das Fazit: Der Hund bedürfe keiner Einschläferung. Er könne selbst aufstehen und laufen, er liege ruhig und entspannt und leide unter keinen erheblichen Schmerzen. Er befinde sich zwar in der letzten Lebensphase, seine Besitzerin erfülle aber alle Anforderungen, um ihn bei seinem natürlichen Sterbeprozess zu begleiten. "Das Gutachten erging noch am selben Tag an das Veterinäramt Berlin-Pankow. Doch wenige Tage später kamen die Beamten wieder, um Borches abzuholen - wir haben uns versteckt", so Elena Kasianova.

Behörde blieb stur: Hundehalterin legte Widerspruch ein
Mithilfe eines Reporters engagierte die Hundehalterin einen Anwalt, der gegen den Beschluss des Amtes Widerspruch einlegte. "Rechtlich darf der Amtstierarzt alleine entscheiden, was mit dem Tier geschieht – allerdings nur dann, wenn es vom Halter vernachlässigt wird. Und diese Vernachlässigung wird mir vorgeworfen", erzählt Elena Kasianova. Ein Gericht bestätigte die Anordnung, Borches einem weiteren Amtstierarzt vorzustellen - auch gegen diesen Beschluss legte Kasianova Einspruch ein, diesmal beim Oberverwaltungsgericht.

"Ich freue mich über jede Unterstützung"
Sie will für das Leben ihres Hundes weiter kämpfen: "Wenn Borches getötet wird, wäre das ein Präzedenzfall. Das eröffnet praktisch die Jagdsaison auf alte und kranke Tiere, die zwangsweise aus Familien gerissen und von ihrem 'Leiden erlöst' werden." Den Prozess und die damit verbundenen Kosten zu stemmen, fällt der Hundefreundin nicht leicht. "Ich freue mich über jede fachliche und finanzielle Unterstützung dabei", so Elena Kasianova. Sie will nicht aufgeben - genau wie Borches, der sich trotz seines stolzen Alters noch so tapfer schlägt.

Sie möchten Elena Kasianova bei ihrem Kampf gegen den Beschluss der Berliner Veterinärbehörde unterstützen? Alle Informationen finden Sie HIER.

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