Schlacht um Kobane

Video zeigt Vorrücken des IS in Kurden-Stadt

Ausland
12.10.2014 16:06
Während die Vereinten Nationen vor einem zweiten Srebrenica warnen, rücken die Kämpfer der dschihadistischen IS-Terrormiliz in der kurdischen Stadt Kobane immer weiter vor. Mittlerweile soll rund die Hälfte der Stadt unter Kontrolle des Islamischen Staates sein. Was sich in der belagerten Stadt, die von wenigen Tausend kurdischen Freiwilligen verteidigt wird, abspielt, zeigt ein Video, das vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde.

Während im Hintergrund dumpfe Explosionen von Mörsergranaten zu hören sind, sieht man IS-Kämpfer, die Straßenzug um Straßenzug erobern. Mit Maschinengewehren postierte Einheiten geben den heranrückenden Dschihadisten Feuerschutz, während diese ein Haus nach dem anderen sichern. Kreuzungen, die zu gefährlich sind, werden umgangen, indem einfach Löcher in Hausmauern geschlagen oder geschossen werden. Das knapp zweiminütige Video zeigt, wie unerbittlich die Extremisten in der Kurden-Stadt an der Grenze zur Türkei vorgehen.

IS mobilisiert weitere Kräfte
Die erbitterten Kämpfe dauerten auch am Sonntag an. Augenzeugen berichteten von der türkischen Grenze aus von massiven Rauchsäulen, die nach einem Luftschlag über der Stadt aufstiegen. Die oppositionsnahen syrischen Menschenrechtsbeobachter berichteten am Sonntag von drei Luftangriffen der internationalen Anti-IS-Allianz auf Ziele im Süden und Osten von Kobane. Um die Schlacht für sich zu entscheiden, habe der IS weitere Kämpfer aus den Provinzen Rakka und Aleppo abgezogen und nach Kobane beordert. Inzwischen würden selbst Männer ohne viel Kampferfahrung in die Grenzstadt geschickt.

UNO befürchtet zweites Srebrenica
Die meisten Bewohner Kobanes sind bereits geflüchtet. Nach UNO-Erkenntnissen droht dennoch ein Massaker, weil sich viele ältere Menschen noch immer dort aufhalten. Im Grenzgebiet zur Türkei seien außerdem bis zu 13.000 weitere Menschen bedroht, sagte der UNO-Gesandte Staffan de Mistura am Freitag. Er befürchtet nach eigenen Worten ein Massaker wie 1995 in der bosnischen Stadt Srebrenica, wo Tausende Zivilisten umgebracht wurden.

Die Kurden haben die türkische Regierung wegen ihrer Zurückhaltung scharf kritisiert. Auch in Österreich und anderen europäischen Staaten kam es bereits zu Protesten (siehe Infobox). Doch bisher wurden die Rufe nach einer militärischen Intervention mittels Bodentruppen nicht erhört. Zwar hat die Regierung in Ankara Panzer an der Grenze zu Syrien zusammengezogen, doch die Türkei will weiterhin keinen alleinigen Vorstoß wagen. Die USA wiederum wollen weiterhin nur an ihren Luftschlägen und der Ausbildung von irakischen Soldaten und kurdischen Peschmerga-Kämpfern festhalten. Die Luftangriffe haben aber die Dschihadistenmiliz bisher nicht an ihrem Vorrücken im Irak und in Syrien gehindert.

EU: 3,9 Millionen Euro Hilfe für Kobane-Flüchtlinge
Die Europäische Union hat am Sonntag Finanzhilfen in der Höhe von 3,9 Millionen Euro für die aus Kobane vertriebenen Flüchtlinge in Aussicht gestellt. Das Geld soll an humanitäre Organisationen fließen, die Bedürftige nach deren Flucht ins Nachbarland Türkei unterstützen, teilte die EU-Kommission mit.

Das Geld stammt aus einem 150 Millionen Euro schweren Hilfstopf für die Opfer des syrischen Bürgerkriegs und soll der Errichtung von Notunterkünften sowie der Versorgung mit Trinkwasser, Lebensmittelrationen und Medikamenten dienen. Da inzwischen 180.000 Syrer wegen der Schlacht um Kobane in die Türkei geflohen seien, verschärfe dies nochmals "die größte humanitäre Krise unserer Epoche" durch den Bürgerkrieg in Syrien, erklärte EU-Nothilfekommissarin Kristalina Georgiewa.

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