Galileo-Panne

Eingefrorener Treibstoff war schuld an Fehlstart

Wissenschaft
08.10.2014 10:54
Eingefrorener Treibstoff in der Trägerrakete hat den spektakulären Fehlstart zweier Satelliten des geplanten europäischen Navigationssystems Galileo Ende August verursacht. Eine Kommission unabhängiger Experten ermittelte, dass die Treibstoffversorgung der "Fregat"-Oberstufe durch das Vereisen kurz unterbrochen war und die Rakete die beiden Satelliten deshalb in eine falsche Umlaufbahn brachte.

Stephane Israël, Chef der Raketenbetreibergesellschaft Arianespace, geht laut einer Mitteilung vom Mittwoch davon aus, nach einer raschen Behebung eines Fehlers schon im Dezember wieder eine Sojus vom Raumfahrtzentrum Französisch-Guyana starten zu können.

Designfehler ist schuld an Panne
Die Versorgungspanne in der "Fregat"-Oberstufe (auf dem kleinen Bild rot markiert) mit dem chemischen Treibstoffgemisch Hydrazin geht nach Einschätzung der Fachleute auf ein Rohrproblem zurück. Das Hydrazin zirkulierte zu nahe an einem Rohr mit sehr kaltem Helium, sodass es vereisen konnte. Diese Schwachstelle soll rasch von russischer Seite behoben werden.

"Die Lösung dieses Problems wird die Zuverlässigkeit der Fregat sichern, die zuvor immerhin 45 erfolgreiche Starts hintereinander gehabt hat", sagte Israel. Welche Nutzlast die Sojus bei ihrem nächsten Start von Französisch-Guyana aus haben wird, ist noch offen. Es könnten wie geplant zwei neue Galileo-Satelliten in den Weltraum gebracht werden.

Satelliten in falschem Orbit ausgesetzt
Die beiden Satelliten waren 22. August an Bord einer russischer Sojus-Rakete ins All gestartet (siehe Infobox). Zunächst hatte es von allen beteiligten Seiten geheißen, der Flug sei nach Plan verlaufen, doch dann stellte sich heraus, dass die Satelliten von ihrer Trägerrakete in eine zu niedrige Erdumlaufbahn ausgesetzt worden waren und daher für die Galilei-Mission nicht mehr einsetzbar sind.

Die beiden in Bremen gebauten Satelliten waren eigentlich als Nummer 5 und 6 in der Galileo-Konstellation geplant, die Europa bis 2020 unabhängig von fremder Technik machen soll. Aktuell verfügen nur die USA sowie Russland über satellitengestützte Navigationssysteme. Beide werden nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation ESA vom Militär kontrolliert und können "bei Bedarf" - zum Beispiel aus sicherheitspolitischen Gründen - verfälscht oder sogar abgeschaltet werden. Autofahrer, Rettungsdienste und andere zivile Nutzer von GPS-Geräten wären dann aufgeschmissen.

Immer wieder Verzögerungen
Ursprünglich sollte das europäische Prestigeprojekt mit geplanten 30 Satelliten bereits 2008 an den Start gehen. Wegen Streitigkeiten unter den Partnerländern gab es aber immer wieder Verzögerungen. Ein eingeschränkter Betrieb soll nun ab 2015 möglich sein. Die volle Einsatzfähigkeit ist bis 2020 vorgesehen. Insgesamt wird das System einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten.

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