Erbgut entschlüsselt

“Springende DNA” ließ Gibbons längere Arme wachsen

Wissenschaft
11.09.2014 09:27
Ein internationales Forscherteam hat das Erbgut der Gibbons entschlüsselt und dabei eine interessante Entdeckung gemacht: Demnach hat sich das Genom der Tiere im Lauf der Evolution sehr schnell und stark verändert. Verantwortlich dafür ist ein nur bei Gibbons vorkommendes "springendes DNA-Element", das die Mutationsrate erhöhte. Diesem verdanken die Affen unter anderem ihre langen, kräftigen Arme.

Ein Team um Lucia Carbone vom Oregon National Primate Research Center in Beaverton (USA) entzifferte das Erbgut mehrerer Arten von Gibbons. Bei der Analyse stellten die Forscher fest, dass es im Verlauf der Evolution sehr schnell gravierende Änderungen im Aufbau des Genoms gegeben hatte. "Die genetische Information an sich gleicht der unsrigen", wird Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum in einer Mitteilung zur Studie zitiert. "Allerdings sind große Teile der DNA und damit viele Gene auf den einzelnen Chromosomen anders angeordnet."

"Chromosomale Unordnung"
Das geschah vermutlich, nachdem sich die Entwicklungslinie der Gibbons von der der Menschenaffen getrennt hatte, berichten die Forscher. Ursache der "chromosomalen Unordnung" sei vermutlich ein sogenanntes "springendes DNA-Element" (LAVA-Transposon genannt), das kopiert und an einer anderen Stelle im Genom wieder eingebaut werden kann und die Mutationsrate erhöht.

Schließlich identifizierten die Forscher noch einige Gene, die in der Evolution der Gibbons bevorzugt an die Nachkommen weitergegeben wurden. Darunter waren solche, die anscheinend die Entwicklung zur Entwicklung der langen, kräftigen Arme beitrugen und den Primaten das schwungvolle Hangeln in den Bäumen ermöglichten. Dazu gehören Gene, die anatomische Spezialisierungen wie eine stärkere Muskelbildung hervorrufen, etwa eines namens COL1A1, das für die Ausbildung des Proteins Kollagen (einer der Hauptbestandteile des Bindegewebes in Knochen und Sehnen) verantwortlich ist.

Entfernte Verwandte des Menschen
Gibbons leben in den Wäldern Südostasiens, von Nordostindien über Südchina bis nach Indonesien. Es gibt vier Gattungen, den Siamang, die Schopfgibbons, die Weißbrauengibbons und die Kleinen Gibbons. Die Tiere sind entfernte Verwandte des Menschen - eine Schwestergruppe der Menschenaffen, zu denen neben Schimpansen, Gorillas, Bonobos und Orang-Utans auch der Mensch zählt.

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