Horrormord

Sandras einsames Leben und ihr sinnloser Tod

Oberösterreich
29.01.2006 21:37
Sandra Miny (21) lebte schweigsam und wurde brutal und sinnlos aus dem Leben gerissen. In Hadersdorf am Kamp (NÖ), wo das Mordopfer wohnte, und in der Nervenklinik in Linz, wo ihre verdächtige Mutter (42) behandelt wird, sucht man nach Antworten. In einer ersten Befragung stritt Romana Miny aber alles ab, sie habe mit dem Mord nichts zu tun. Doch Indizien belasten sie.

„Sandra war ein liebes Mädchen, war zwar immer alleine, aber sehr hilfsbereit.“ Elfriede Friedl, die Sandra in Hadersdorf seit drei Monaten ein Zimmer vermietet hatte, kann sich nicht vorstellen, wer die 21-Jährige hätte töten wollen. Die Vermieterin hatte nach dem Verschwinden Sandra am Handy angerufen, aber deren Mutter Romana hob ab und sagte, dass alles in Ordnung wäre. Dann war das Handy tot, wurde bei der Mutter gefunden.

Seit etwa drei Jahren lebten Mutter und Tochter in Hadersdorf, zogen dort dreimal um. Sie pflegten ein betagtes Ehepaar, um die Miete „abzuarbeiten“. Zuletzt wohnte die Mutter, die bei einer Ärztin als Kindermädchen beschäftigt war, in einer Schrebergartenhütte am Kamp-Ufer, 500 Meter von der Wohnung ihrer Tochter entfernt.

Im Ort so gut wie unbekannt
Besonders Sandra war im Ort so gut wie unbekannt, hatte keinen Kontakt zu Gleichaltrigen. Auch beim Roten Kreuz in Langenlois, wo sie bis vergangenes Jahr als Sanitäterin tätig war, galt sie als schweigsam. „Sie war kompetent, versah abgesondert von den anderen den Dienst, las viel“, erzählt ein ehemaliger Kollege. Mutter und Tochter sah man im Ort nur dann, wenn sie mit ihrem weißen Husky spazieren gingen.

„Sandra sagte nie was, ihre Mutter war immer sehr nett“, erinnert sich Bäcker Roman Bartl, bei dem Romana Miny fast täglich einkaufte. Dass sie ihre Tochter getötet haben soll, will er nicht glauben. Eine Woche vor dem Verschwinden von Sandra Miny war einigen Leuten aufgefallen, dass sich das Mädchen, das bis vor einem Jahr eine Glatze hatte und in der Punker-Szene aktiv war, total gehen ließ. Dann, am 8. Jänner, gab es einen Streit zwischen Mutter und Tochter.

Kleinigkeit reichte, um Streit zu provozieren
„Sandra war schwer depressiv, da reichte eine Kleinigkeit, um einen Streit zu provozieren“, wissen die Ermittler. Am 9. Jänner will dann Romana Miny ihre Tochter zum Bahnhof nach Krems gefahren haben und sagte sogar der örtlichen Polizei, dass ihre Tochter als Tramperin auf Weltreise gegangen sei: „Wenn ihr Vater eine Vermisstenmeldung macht, vergesst sie. Ich bin eh mit Sandra in Kontakt!“ Vermutlich war da das Mädchen schon längst tot.

Abgesondert nach  verkorkster Kindheit
Und die Mutter fürchtete, dass ihr geschiedener Mann, der jetzt in Retz lebt, spätestens in zwei Wochen Alarm schlagen würde. Denn Sandra besuchte den Vater und besonders ihren dreijährigen Stiefbruder Lukas regelmäßig alle 14 Tage. Trotz angeblich auch schlechter Erinnerungen an den Vater - die verkorkste Kindheit dürfte der Grund gewesen sein, warum sich Sandra absonderte und ihre einzige Freude in den Tätowierungen fand, die beide Arme und den Rücken zierten.

Genau diese auffälligen Tätowierungen sollten mit Feuer beseitigt werden, um die Identifizierung von Sandra unmöglich zu machen, nachdem schon Kopf und Hände abgetrennt worden waren. Zwei Benzinkanister, die später bei der Leiche gefunden wurden, hatte Romana Miny am 13. Jänner gekauft. Das gab die Verdächtige Samstag Abend bei einer ersten Vernehmung im Wagner-Jauregg-Spital auch zu. Aber nicht, dass sie damit die Leiche ihrer Tochter angezündet hätte, ehe sie bei Sarmingstein - 110 Kilometer vom Wohnort in Hadersdorf entfernt - in der Donau versenkt wurde.

Mutter wird psychologisch betreut
„Warum gerade hier, direkt neben der Bundesstraße? Das ist ebenso ungeklärt wie der eigentliche Tatort und der Verbleib von Kopf und Händen“, rätseln die Ermittler. Die Mutter (für sie gilt die Unschuldsvermutung) bleibt in U-Haft, wird psychologisch betreut: Sie gilt als selbstmordgefährdet.

 

 

Foto: Chris Koller

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