Lokalaugenschein

Linzer Hauptschule als buntes Babylon

Oberösterreich
29.01.2006 20:07
Kopftuch, Ausländeranteil, Integration - über diese drei Schlagworte wird seit unserem „Krone“-Exklusivbericht in der Linzer Otto-Glöckel-Volksschule heftigst diskutiert, die Wogen gehen hoch. Doch auf die „andere“ Otto-Glöckel-Schule wurde dabei ganz vergessen: Diese Hauptschule 5 ist im selben Gebäudekomplex untergebracht und beherbergt 300 Schüler aus 35 Nationen mit 29 verschiedenen Muttersprachen! Ein Lokalaugenschein.

Ein riesiges Mosaik mit vielen bunten Flaggen windet sich wie eine freundliche Schlange durch das Erdgeschoß der Hauptschule 5. Darunter steht „internationale Schule“. Was fast eine Untertreibung ist: Denn die HS 5 ist das reinste Mini-Babylon. Die 300 Schüler kommen aus vier Kontinenten, der so genannte Ausländeranteil beträgt 90 Prozent. Auch acht der 40 hier beschäftigten Lehrer sind keine „echten“ Österreicher.

Integration bildet den Schwerpunkt
Doch in dieser Glöckel-Schule halten sich laut Direktor Hans Haitzinger die Konflikte in Grenzen: „Grundsätzlich gibt es ja eine große Zahl von ausländischen Mitbürgern, die sich problemlos integrieren oder es zumindest versuchen - und von denen man nie etwas hört. Dass es aber daneben extremistische Einzelfälle gibt, ist auch klar. Unser Schul-Schwerpunkt ist die Integration. Wir arbeiten wahnsinnig viel an der gegenseitigen Akzeptanz. Und das funktioniert bei uns auch ganz hervorragend.“

Der erfahrene Pädagoge, der seit 36 Jahren im Schuldienst ist, gibt im Laufe des Gesprächs aber auch zu: „Man muss manchen zugewanderten Eltern schon klarmachen, dass sie bei uns nicht nur Rechte, sondern natürlich auch Pflichten haben.“ Er erzählt ein Beispiel: „Ein muslimischer Vater gab einer Lehrerin beim Elternsprechtag nicht die Hand. Das verbiete ihm sein Glaube. Ich hab ihn zu mir hereingeholt, ihm ebenfalls nicht die Hand gegeben und auch gesagt: ,Das verbietet mir mein Glaube´“, schmunzelt Haitzinger.

In der Hauptschule 5 werden die Kinder in speziellen Sprachklassen darauf trainiert, möglichst schnell Deutsch zu lernen. Haitzinger: „Wenn sie sich untereinander unterhalten wollen, müssen sie Deutsch benutzen. Denn wie soll sich denn sonst der Bub aus der Dominikanischen Republik mit dem Tschetschenen oder dem Tschechen verständigen können?“

Kopftuchtragen  ist hier erlaubt
Stichwort Kopftuch: In der Hauptschule 5 sieht man damit einige Mädchen. „Früher war das eine Seltenheit“, so Haitzinger, aber in den vergangenen 15 Jahren habe es durch die verstärkte Einwanderung massiv zugenommen: „Es gibt an unserer Schule ein paar Mädeln, die ein Tüchl aufhaben, und daneben noch etliche, die vor dem Religionsunterricht noch schnell nur für diese Stunde das Kopftuch aufsetzen.“

Aber das Tragen von Kopftüchern sei in seiner Schule überhaupt kein Problem, versichert Haitzinger: „Das ist eben deren Kulturkreis. Wir dürfen es ihnen deshalb auch nicht verbieten.“ Bei der Einweihungsfeierlichkeit für das gemeinsame Mosaik am 2. Dezember hatten alle Schüler gemeinsam im Chor gesungen. Das letzte Lied hieß: „We Are The World“…

 

 

Foto: Chris Koller

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