Viele zivile Opfer

Netanyahu droht mit Ausweitung der Gaza-Offensive

Ausland
18.07.2014 20:58
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat am Freitag damit gedroht, die am Vorabend gestartete Bodenoffensive im Gazastreifen "erheblich auszuweiten". Der Einmarsch zielt derzeit vor allem auf die Zerstörung von Raketenwerfern und Tunnelanlagen radikaler Palästinensergruppen. Dabei wurden mindestens 33 Palästinenser sowie ein israelischer Soldat getötet.

Netanyahu begründete die Invasion damit, dass die Tunnel der islamistischen Hamas nicht allein durch Bombardierungen zerstört werden könnten. "Gemeinsam mit dem Verteidigungsminister habe ich das Militär angewiesen, sich auch auf eine mögliche deutliche Ausweitung der Operationen am Boden einzustellen", sagte der Ministerpräsident bei einer Kabinettssondersitzung.

Premier will keine Erfolgsgarantie abgeben
Neben der Zerstörung der Raketen der Hamas "und anderer terroristischer Gruppen im Gazastreifen" habe die Armee den Auftrag, "die Terrortunnel zu zerstören, die aus dem Gazastreifen nach Israel gegraben wurden". Damit bezog sich Netanyahu auf einen in der Nacht zum Donnerstag vereitelten Angriff aus einem versteckten Tunnel auf den Kibbuz Sufa. Er gab aber zu, dass es keine "hundertprozentige Erfolgsgarantie" bei diesem vierten Militäreinsatz im Gazastreifen seit 2005 gebe.

Im Zuge der Bodenoffensive wurden bis zum Abend mindestens 33 Palästinenser getötet, darunter mehrere Kinder. Auf israelischer Seite starb ein Soldat. Seit Beginn des Militäreinsatz am 8. Juli wurden damit 274 Palästinenser getötet und mehr als 2.000 weitere verletzt, ein Großteil davon Zivilisten. Laut der UNO verdoppelte sich seit Beginn der Bodenoffensive die Zahl der Flüchtlinge. Demnach suchten rund 40.000 Menschen Zuflucht in UNO-Gebäuden.

Fast drei Viertel der Häuser im Gazastreifen ohne Strom
Die israelische Armee teilte mit, am Boden etwa 150 Ziele angegriffen und zerstört zu haben, darunter 41 Raketenwerfer, eine Waffenfabrik und 13 Tunnelbauten. 17 feindliche Kämpfer seien getötet worden. Nach Angaben der Elektrizitätswerke waren im Gazastreifen rund 70 Prozent der Häuser ohne Strom. In Gaza-Stadt waren die Straßen menschenleer. Trotz der Offensive feuerte die Hamas rund 30 weitere Raketen ab. Seit dem 8. Juli wurden damit 1.164 Raketen auf Israel gefeuert.

US-Präsident Barack Obama äußerte sich besorgt über die Zuspitzung des Konflikts. Die USA und ihre Verbündeten seien beunruhigt, weil die Lage im Gaza-Konflikt eskalieren könnte, sagte Obama am Freitag. Er hoffe, dass Israel so vorgehe, dass die Zahl ziviler Opfer möglichst gering gehalten werde.

Ban: Israel muss "weit mehr tun", um Menschen zu verschonen
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte, Israel müsse noch "weit mehr tun, um zivile Opfer zu vermeiden". Auch US-Außenminister John Kerry forderte in einem Telefonat mit Netanyahu, die Bodenoffensive müsse sich "zielgerichtet" gegen die Tunnel richten.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hob - wie zuvor auch Obama - das Recht Israels auf Selbstverteidigung hervor. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, dass die Hamas über eine "völlig neue Qualität der Bewaffnung" verfüge, sagte Merkel. "Jedes Land muss sich, wenn es so angegriffen wird, auch wehren." Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, es müsse "alles getan werden, um weitere Opfer unter Zivilisten zu vermeiden". Es seien bereits "viel zu viele Unschuldige" getötet worden.

Scharfe Kritik an Hamas aus Ägypten
Die im Konflikt vermittelnde ägyptische Regierung verurteilte die weitere "Eskalation", kritisierte aber vor allem die Hamas. Hätte diese Ägyptens Vorschlag zu einer Waffenruhe akzeptiert, "wäre seitdem das Leben Dutzender Palästinenser verschont geblieben", sagte Außenminister Samech Shukri. Auch der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas forderte bei einem Besuch in der Türkei, dass die Palästinenser die Waffenruhe annehmen, um Israel so unter Druck zu setzen.

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