In Nähe von Bagdad

Dschihadisten besetzten Saddams C-Waffen-Fabrik

Ausland
20.06.2014 13:52
Der Vormarsch der Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante im Norden Iraks geht unvermindert weiter. Wie die US-Regierung am Donnerstag mitteilte, haben nun die radikalislamischen Milizen eine ehemalige Chemiewaffenfabrik in der Nähe von Bagdad gestürmt und halten sie seither besetzt.

Die ISIS habe den Komplex Al-Muthanna besetzt, erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki. Allerdings ging sie nicht davon aus, dass die Rebellen in der Lage sind, dort Chemiewaffen zu produzieren, weil das dort lagernde Material veraltet ist. Der Komplex liegt rund 70 Kilometer nordwestlich der irakischen Hauptstadt Bagdad.

Produktionsstätte für Sarin und Senfgas
Seit Anfang der 1980er-Jahre waren dort nach Angaben des US-Geheimdienstes CIA Chemiewaffen wie Senfgas und das Nervengas Sarin produziert worden. Während des Iran-Irak-Krieges wurde das Chemiewaffenprogramm demnach ausgebaut. 1987 wurden dort laut CIA 209 Tonnen Sarin hergestellt, 1988 waren es 394 Tonnen. Den Angaben zufolge wurde die Anlage nach dem ersten Golfkrieg geschlossen. Anfang der 1990er-Jahre wurden im Komplex die Maßnahmen des Irak zur Zerstörung seiner Chemiewaffenbestände überwacht.

Grundsätzlich sei man aber über jede Einnahme militärischer Anlagen durch die Islamisten besorgt, betonte Sprecherin Psaki, auch wenn es "sehr schwierig, wenn nicht unmöglich wäre, militärisch relevantes Material sicher wegzubewegen".

Erst vor wenigen Tagen hatten Kämpfer der ISIS die größte Erdölraffinerie des Zweistromlandes vorübergehend unter ihre Kontrolle gebracht. Am Donnerstag verkündete aber die Regierung in Bagdad, dass die Anlage in Baidschi wieder befreit worden sei.

Ölförderung derzeit nur für irakischen Markt
Wegen der andauernden Kämpfe im Irak hat das zweitgrößte Ölunternehmen des Landes die Produktion heruntergefahren. Wie am Freitag aus Firmenkreisen der staatlichen North Oil Company in Kirkuk verlautete, werden zum ersten Mal seit 2003 nicht mehr 650.000 Barrel täglich gefördert, sondern nur noch 300.000 Barrel (je 159 Liter). Nun werde nur noch für den irakischen Markt gefördert, hieß es.

Hunderttausende fliehen vor der Gewalt
Während die irakische Armee derzeit einen Gegenangriff auf Stellungen der Miliz entlang der Front vorbereitet, die lediglich 100 Kilometer nördlich von Bagdad verläuft, sind mittlerweile laut UN-Angaben Hunderttausende Iraker auf der Flucht vor der Gewalt. Bisher hätten etwa eine halbe Million Frauen, Kinder und Männer aus Furcht vor Übergriffen die zweitgrößte irakische Stadt Mossul verlassen, teilte das UN-Büro für die Koordinierung von Nothilfe (OCHA) am Freitag in Genf mit.

Die Menschen benötigten dringend Wasser, Nahrung, Unterkünfte und Sanitäreinrichtungen. Der Zugang für humanitäre Organisationen sei jedoch durch den anhaltenden bewaffneten Konflikt enorm erschwert, teilte eine OCHA-Vertreterin mit.

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