Bären, Wale und Co.

Westkanada: Wo die Wildnis an die Hoteltür klopft

Reisen & Urlaub
16.05.2014 11:54
Hirsche, Bären und Wale: Westkanada begeistert Europäer allein schon wegen seiner Größe und Weite – und mit dem für uns teils unvorstellbaren Wildlife, dem man fast überall begegnet.

Klopf, klopf: Lautes Hämmern an der Türe reißt mich nach einem neunstündigen Flug mit Air Canada plötzlich mitten aus dem allertiefsten Schlaf. Was ist los? Die Türe meiner Lodge ist zum Glück versperrt. Einbrecher? Nein. Ein Blick aus dem Fenster reicht und ich bin hellwach: Ein ausgewachsener "Elk" poltert über die Holzdielen der Hütten-Terrasse. Augenreiben. Nur getrennt durch eine Fensterscheibe, blickt mir der große nordamerikanische Verwandte unserer Rothirsche völlig vertraut ins Gesicht und trottet dann – von mir offenbar unbeeindruckt – davon. Mit der Vermutung, dass mir das sicherlich niemand glauben wird, geht es wieder zurück ins kuschelige Bett.

Doch weit gefehlt! Viele andere Hotelgäste hatten nächtens auch unerwarteten Besuch, und morgens auf dem Weg zum Frühstück tummeln sich noch immer zahlreiche Wildtiere auf den Rasenflächen der Fairmont Jasper Park Lodge, mitten im nördlichsten und zugleich größten Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains. "Das sind alles Wildtiere", bestätigt eine Lodge-Angestellte dem noch immer skeptisch blickenden Europäer. Ranger Michael Turcot liefert später bei einer Wandertour auf den Tunnel-Mountain bei Banff die passende Erklärung, warum die Tiere die Nähe zum Menschen suchen: "Das Wild hat gelernt, dass Bären, Wölfe und Berglöwen Siedlungen meiden und sie daher in Menschennähe sicherer sind."

Schier unglaubliche Weiten
Der Westen Kanadas mit den Provinzen Alberta und British Columbia versteht es einfach, Abenteurer und Naturliebhaber zu begeistern und in seinen Bann zu ziehen. Und bei der schier unglaublichen Größe Kanadas – allein in die Provinz British Columbia, die lediglich 4,4 Millionen Einwohner hat, würde Österreich elfmal hineinpassen – wundert sich niemand mehr, wenn man beim Abschlag kurz gestört wird, weil eben ein ausgewachsener Grizzly über das Green des Golfplatzes spaziert. Es ist halt genug Platz für das Wildlife hier.

Mit dem Offroad-Omnibus ins Eisfeld
Unser Roadtrip führt uns weiter über den Icefield Parkway – für Kanadier wie unseren Busfahrer Phil eine der schönsten Panoramastraßen der Welt – zum Columbia Icefield, der laut Wikipedia "größten Ansammlung von Eis südlich des Polarkreises". Das Eisfeld wird seit mehr als 100 Jahren von Touristen gestürmt, die mit speziellen Snowcoaches auf den Gletscher gebracht werden. Die Fahrt mit dem geländegängigen Offroad-Omnibus mit übergroßen Niederdruckreifen ist auch wirklich spektakulär. Nur die Dickhorn-Schafe zeigen sich von den Terra-Bussen, die neben dem Jasper- und Banff-Nationalpark auch in der Antarktis im Einsatz stehen, völlig unbeeindruckt.

Frühsommerliche Skitouren
Die Natur und deren Schutz haben in Kanada einen hohen Stellenwert, immerhin gehört der 1885 gegründete Banff-Nationalpark zu den drei ältesten Parks der Welt. Nur wenige Jahre nach der Unterschutzstellung wurden mitten in der Wildnis von der Canadian Pacific-Railway-Eisenbahngesellschaft Luxushotels errichtet. Heute noch begeistert das im Stil einer schottischen Burg errichtete Fairmont Banff Springs mit einzigartigen Ausblicken auf den Bow River und den 2.451 Meter hohen Sulphur Mountain.

Ebenso wie das Fairmont Chateau Lake Louise am gleichnamigen und zum Großteil des Jahres zugefrorenen Bergsee, wo jedes Jahr auch der Skiweltcup Station macht. Und wohl so mancher Ski-Star wird hier nach den Rennen schon zu einer "Backcountry Tour" aufgebrochen sein. Skitouren im pulvrigen kanadischen Schnee erfreuen sich bis in den Frühsommer hinein einer stetig wachsenden Popularität.

Gefahrloses Abenteuer Wildnis
Bei so viel Natur und Wildlife verwundert es auch nicht, dass es jährlich 30 Millionen Besucher in die Nationalparks zieht, um hier Abenteuer zu erleben, bei denen man aber allzu oft von Veranstaltern fast in Watte gehüllt wird. Denn passieren darf einem weder beim Reiten auf Westernpferden in den "Rockies" – im langsamen Schritt und Pferd-an-Pferd in einer Reihe – ebenso wenig wie beim "Ziplining" (Seilrutschen) durch Bergwälder oder einer Erkundungstour per Segway. Wer's rauer und "echter", also kanadischer, haben will, der sollte Abenteuer auf eigene Faust suchen.

Die Rocky Mountains und Alberta hinter uns lassend, geht es in Richtung Pazifik. Mit hohen Bergen, tiefen Fjorden und stillen Buchten ist Vancouver Island die größte Insel British Columbias und eine Welt für sich. Der "Pacific Rim Nationalpark" ist mit seinen Regenwäldern ein Traumrevier für Wildniswanderer und Kajakfahrer. Während vor der Küste Orcas, Zwergwale, Buckelwale und Grauwale durch das Meer gleiten, lassen sich beim Whale Watching auch Adler, Robben und Seelöwen fast immer blicken.

Viktorianischer Schick
Zurück an Land, finden wir uns auf den ersten Blick in good old England wieder, denn Victoria, die Hauptstadt British Columbias glänzt mit gepflegten Gartenanlagen, viktorianischer Architektur und Doppeldeckerbussen. Eine stilvolle Teestunde im Fairmont Empress Hotel passt bestens ins Klischee. Über die Inside Passage, die legendäre Wasserstraße an der inselreichen Westküste, und den Sea-to-Sky-Highway erreichen wir den nordamerikanischen Wintersportort Whistler, wo man bis Ende Mai über die Pisten von Whistler Mountain und Blackcomb Peak brettern kann und wo im Sommer Mountainbike-Trails in die Berge locken.

"Perle am Pazifik"
Nach so viel Outdoor und einer Begegnung mit einem Schwarzbären geht es nach Vancouver, der "Perle am Pazifik". Die pulsierende Millionenmetropole und Olympiastadt vor traumhafter Bergkulisse macht Vancouver zu einer der schönsten Städte der Welt, im nahen Stanley Park ist man mit den Totempfählen der "First Nations" und seinen gewaltigen Baumriesen der Wildnis schon wieder rasch sehr nahe.

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