"Die Entwicklung in der Onkologie ist rasant. Es gibt Hinweise, dass die Inzidenz (die Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr; Anm.) zurückgeht. Wir werden mehr Patienten heilen und mehr Patienten länger behandeln können", sagte der Grazer Onkologe Hellmut Samonigg, Präsident der Hämatologen- und Onkologen-Fachgesellschaft (OeGHO).
Im Auftrag der OeGHO haben Experten der Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, medizinische Information und Technik (UMIT) in Hall in Tirol in einem knapp 150 Seiten umfassenden Report Stand und voraussichtliche Entwicklung bei den Krebserkrankungen analysiert bzw. eine Prognose erstellt. Der Report ging bereits an Gesundheitsminister Alois Stöger.
Weniger Neuerkrankungen
Der erfreuliche Trend bei den Krebs-Neuerkrankungen, die in Österreich derzeit die zweithäufigste Todesursache (rund ein Viertel der Todesfälle) darstellen: Im Jahr 2000 wurden in Österreich 465,3 Krebs-Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner registriert. Im Jahr 2010 waren es dann 461,7 pro 100.000 Einwohner, 2020 sollen es 451 neue Fälle pro 100.000 Menschen sein.
Doch Früherkennung, verbesserte Behandlungsmöglichkeiten und somit eine steigende Lebenserwartung der Krebskranken sowie die demografische Entwicklung werden auf der anderen Seite die Zahl der Betroffenen in Österreich steigen lassen. Bernhard Güntert von der Tiroler Privatuniversität erklärte, dass im Jahr 2000 in Österreich rund 190.000 Menschen mit Krebs lebten, im Jahr 2010 waren es bereits etwa 305.000, im Jahr 2020 würden es wahrscheinlich 390.000 sein. Der Trend nach oben würde sich auch nach 2020 weiter fortsetzen.
Das bedeutet einen vermehrten Bedarf an Hämatologen und Onkologen, aber auch an Kapazitäten in den Spezialambulanzen und onkologisch-hämatologischen Tageskliniken an den Spitälern. In Österreich sind Onkologie und Hämatologie auf die Krankenhäuser konzentriert. Laut Güntert gibt es beispielsweise in Tirol nur einen einzigen niedergelassenen Krebsspezialisten.
Onkologie wird immer komplexer
Ein Hintergrund für diese Situation war bisher auch, dass mit der Konzentration auf die Spitäler die Kosten der Krebsbehandlung auch zum größten Teil von den Bundesländern als Krankenhauserhalter - und nicht von den Krankenkassen - zu tragen waren. Auf der anderen Seite - so Samonigg - wird die Onkologie immer komplexer, spezielle Diagnostik und Therapie würden immer mehr an Zentren konzentriert.
Die Zahl der für die Betreuung der Krebspatienten notwendigen Fachärzte mit Additivfach Hämatologie und Onkologie sollte gemäß dem Report von derzeit 356 in Österreich auf 494 im Jahr 2020 steigen (plus 39 Prozent). Durch die in den kommenden Jahren auftretende Pensionierungswelle auch bei den Ärzten wird der noch zusätzliche Bedarf auf weitere 170 bis 200 Spezialisten geschätzt.
Von Bundesland zu Bundesland stark unterschiedlich sind die Versorgungsmöglichkeiten: In Niederösterreich und im Burgenland werden nur rund 60 Prozent der aus dem jeweiligen Bundesland stammenden Krebspatienten versorgt. In Tirol, Salzburg und Oberösterreich gibt es eine Vollsversorgung, in Wien liegt dieser Grad bei 140 Prozent, in Vorarlberg, Kärnten und der Steiermark sind es 80 bis 90 Prozent.
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