Mittels Piercing

Zunge wird zum Steuerknüppel für Rollstühle

Wissenschaft
27.11.2013 20:00
US-Wissenschaftler haben ein spezielles Zungenpiercing entwickelt, mit dessen Hilfe Querschnittgelähmte mit dem Mund Rollstühle steuern und Computer bedienen können. Je nach Position der Zunge ergeben sich verschiedene Befehle, die von einem mit Sensoren ausgestatteten Headset erfasst und an ein Endgrät übermittelt werden.

Von der Entwicklung sollen Menschen profitieren, deren Arme und Beinen gelähmt sind. Wohin sich das Piercing im Mund (kleines Bild 1) bewegt, lasse sich anhand des veränderten magnetischen Feldes ablesen, schreiben die Forscher um Maysam Ghovanloo (auf kleinem Bild 1 mit einer gelähmten Testperson) vom Georgia Institute of Technology in Atlanta im Fachmagazin "Science Translational Medicine". Die Befehle gehen an einen iPod (kleines Bild 2), der die Zungenkommandos an ein Endgerät - beispielsweise einen Rollstuhl oder einen PC - übermittelt.

Die Testpersonen seien bereits nach einer halben Stunde Üben mit der Technik zurechtgekommen, berichten die Forscher. An den Tests waren elf Querschnittgelähmte und 23 Gesunde beteiligt. Sie gaben der Studie zufolge mit der Zungensteuerung eine Telefonnummer ein, klickten am Computer auf Objekte oder absolvierten einen Hindernisparcours in einem elektrischen Rollstuhl, wie auch ein auf YouTube veröffentlichts Video eindrucksvoll zeigt.

Zahnspange soll Headset ersetzen
Insgesamt seien mit der Technik sechs verschiedene Befehle möglich - mehr als bei einer bisher üblichen Rollstuhlsteuerung mittels Ein- und Ausatmen, schreiben die Forscher. Probanden, die bisher die Atemsteuerung nutzten, hätten Aufgaben mit der Zunge dreimal schneller - aber genauso akkurat - erledigt. In Zukunft wollen die Wissenschafter untersuchen, wie Patienten in ihrem gewohnten Alltag mit der neuen Steuerung zurechtkommen. Sie arbeiten zudem an einer Art Zahnspange, die das auffällige Headset (kleines Bild 2) überflüssig machen soll.

Erst Mitte November hatten deutsche Forscher eine Rollstuhl-Steuerung mittels Ohrmuskeln präsentiert (siehe Infobox). Dabei hatten Testpersonen den Einsatz ihrer Ohrmuskeln zunächst mit einer Software trainiert. Der Vorteil der beiden neuen Methoden: Querschnittgelähmte können - anders als bei einer Steuerung über Atmung oder Blickrichtung - gleichzeitig Befehle geben und mit ihrem Umfeld interagieren.

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