Perfekte Intervalle

Gesang von Vogel ähnelt Motiven von Bach und Haydn

Wissenschaft
15.10.2013 15:39
Verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen wohlklingender Musik und dem Gesang eines im Amazonas-Gebiet lebenden Vogels haben deutsche Forscher entdeckt: Der Flageolettzaunkönig singt demnach in Intervallen, die auch die Grundlage der Tonarten in der abendländischen Musik sind.

Die Musikwissenschaftlerin Emily Doolittle und der Biologe Henrik Brumm fanden heraus, dass Flageolettzaunkönige häufig sogenannte perfekte Konsonanzen wie etwa Oktaven, reine Quinten und Quarten singen. Dies wirkt auf Menschen nicht nur sehr musikalisch, sondern wurde zuvor noch nie bei einer Tierart beobachtet, wie das Max-Planck-Institut für Ornithologie im bayrischen Seewiesen am Dienstag mitteilte.

Der Studie zufolge singt der Vogel Tonfolgen, die vom Menschen "als gut zueinander passend, ruhig und stabil klingend wahrgenommen" werden. Die Forscher fanden im Gesang der Flageolettzaunkönige Passagen, die geradezu verblüffende Ähnlichkeiten mit Motiven haben, die Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn in ihren Kompositionen verwendeten.

Besonders wohlklingende Intervalle
"Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Flageolettzaunkönig in einer bestimmten Tonart singt, so wie es ein Mensch tun würde", erklärte Doolittle. Die Vorliebe der Vögel für perfekte Intervalle führe dazu, dass die aufeinanderfolgenden Töne seines Gesangs auf Menschen den Eindruck erweckten, "als ob sie einer Tonleiter folgen".

Brumm zufolge erklären die Befunde, warum der Vogel eine so eine prominente Rolle in der Mythologie und Kunst Südamerikas spielt. Dies bedeute aber nicht, dass Vogelgesang generell wie menschliche Musik aufgebaut sei: "Es gibt ungefähr 4.000 verschiedene Singvogelarten und jede hat ihre eigene Art zu singen, einige sind dabei geradezu unmusikalisch", erklärte der Forscher.

Das kleine Bild zeigt die Gesangsfrequenz des Flageolettzaunkönigs über die Zeit (ganz oben), Übersetzung des Gesangs in Musiknoten (2.), Eröffnungsmelodie des zweiten Satzes von Haydns Symphonie #103 (3.) und Eröffnung der Bach Fuge XX in a-Moll (4.).

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