Glück in der Fremde

Emigration bietet Hummel-Arbeiterinnen neue Chance

Wissenschaft
25.09.2013 11:57
Die Arbeiterinnen von Insektenstaaten galten bisher als Beispiel für totale Unterordnung und Selbstlosigkeit. Dass die strikte Hierarchie von Insektenstaaten nicht in Stein gemeißelt ist, konnten jetzt französische Forscher zeigen. Sie fanden nämlich heraus, dass sich bei Erdhummeln auch Arbeiterinnen fortpflanzen können – vor allem dann, wenn sie ihr Glück in der Fremde suchen.

Pierre Blacher von der Universität Paris und sein Team hatten das Verhalten von 665 individuell markierten Erdhummeln (Bombus terrestris) untersucht. Die kleinen Brummer konnten zwischen einer Reihe kleiner künstlicher Nester auf dem Dach eines Laborgebäudes wählen. Es zeigte sich, dass etwa jede dritte Arbeiterin ein fremdes Nest besuchte, viele auch verschiedene Nester – und zuweilen blieben sie auch ganz in diesen Nachbarkolonien, ohne von den Einheimischen behindert oder attackiert zu werden.

Tiere nicht immer sexlos
Dieses Erkunden und eventuelle Wechseln in andere Nester hänge anscheinend mit der Fruchtbarkeit der Arbeiterinnen zusammen, schreibt Blacher, denn Hummeln sind nicht immer sexlose Arbeiterinnen. In einer frühen Phase der Koloniebildung sind sie durchaus fruchtbar, wandeln sich aber später mit zunehmender Größe der Kolonie zu reinen Helferinnen der allein fruchtbaren Königin, berichten die Forscher in den "Proceedings B" der britischen Royal Society.

Mit einem Trick erzeugte der Biologe in jeder Kolonie Arbeiterinnen verschiedener Fruchtbarkeit. Isolierte er die Tiere einige Tage in Gruppen zu drei Hummeln, so bildete sich eine Hierarchie heraus, in der das älteste Tier fruchtbarer wurde als die anderen beiden. Die fruchtbarsten der drei Tiere aber, so fand der Biologe, erwiesen sich auch als deutlich wechselfreudiger - sie besuchten um etwa 20 Prozent häufiger die fremden Versuchskolonien, und pflanzten sich dort auch häufiger fort. Die Forscher hatten 40 der eingewanderten Tiere bei der Eiablage beobachtet.

Fortpflanzungsstrategien flexibler als gedacht
Dies zeige, dass die Fortpflanzungsstrategien der Hummeln viel flexibler seien als bisher geglaubt, folgert der Biologe. Arbeiterinnen könnten nicht nur fruchtbar sein, sondern es könne zu ihrer ganz eigenen Strategie gehören, ihr Glück in fremden Nestern zu suchen und dort ihre Gene einzubringen.

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