"Costa"-Prozess

Schettino schiebt Schuld auf Steuermann

Ausland
24.09.2013 11:47
Eine Woche nach der spektakulären Aufrichtung der "Costa Concordia" vor der italienischen Insel Giglio ist in Grosseto der Prozess gegen Kapitän Francesco Schettino nach zweimonatiger Pause fortgesetzt worden. Die Anwälte des einzigen Angeklagten im Verfahren um die Havarie des Schiffes, bei der im Jänner 2012 insgesamt 32 Menschen ums Leben gekommen waren, forderten am Montag eine Untersuchung des Wracks auf mögliche technische Probleme hin. Schettino selbst wiederum erklärte, der Steuermann habe Fehler gemacht.

Der indonesische Steuermann habe seine auf Englisch gegebenen Anweisungen nicht verstanden und einen gravierenden Fehler beim Manöver zur Verhinderung des Zusammenstoßes mit dem Felsen gemacht, sagte der Kapitän, der sich am Montag das erste Mal beim Prozess äußerte. Außerdem habe der Steuermann mit einer Verspätung von 13 Sekunden auf seine Anweisung reagiert.

Anwälte versuchen, Alleinschuld Schettinos abzuwenden
Schettinos Verteidigung verlangte unter anderem, dass die Notfallgeneratoren, die eigentlich wasserdichten Nottüren und die Vorrichtungen zum Herunterlassen der Rettungsboote überprüft werden. Die Anwälte hoffen, dort Beweise dafür zu finden, dass Schettino nicht der Alleinschuldige an dem Chaos bei der Evakuierung des Schiffs ist. Ein internationales Bergungsteam hatte das gekenterte Schiff vor einer Woche in einer beispiellosen Aktion wieder aufgerichtet (siehe Infobox). Nie zuvor war ein so großes Passagierschiff geborgen worden.

Der 52-jährige Schettino muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung sowie wegen Verlassens des Schiffs verantworten. Weitere Angeklagte hatten sich mit der Staatsanwaltschaft ohne Prozess auf ein Strafmaß geeinigt. Im Juli waren gegen einen Reedereivertreter und vier Besatzungsmitglieder Haftstrafen zwischen 18 und 34 Monaten, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, verhängt worden. Gegen diese Strafen hat die Staatsanwaltschaft von Florenz am Montag Berufung eingelegt, berichteten italienische Medien.

Bis zum Frühjahr 2014 werden mehr als 400 Zeugen gehört
Der Prozess gegen Schettino findet wegen des starken Menschenandrangs in einem zum Gerichtssaal umfunktionierten Theater von Grosseto statt. Die nächsten Verhandlungen sind für Dienstag, Donnerstag und Freitag angesetzt. Mit einem Urteil ist im kommenden Frühjahr zu rechnen. Bis dahin sollen über 400 Zeugen gehört werden.

Suche nach zwei Vermissten im Wrack der "Costa Concordia"
Indes hat am Dienstagvormittag im Wrack der "Costa Concordia" die Suche nach zwei nach wie vor vermissten Menschen begonnen. Taucher wollen die Leichen der sizilianischen Passagierin Maria Grazia Tricarichi und des indischen Kellners Ruben Rebello bergen. "Ich hoffe, dass endlich die Leiche meiner Frau gefunden wird, damit ich besser verstehen kann, was ihr in dieser Nacht passiert ist. Ich will sie auf Sizilien neben ihrer Mutter beerdigen, wie sie es sich wünschte", sagte Elio Vincenzi, Ehemann der vermissten Passagierin.

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